Erdkabel statt Freileitung

Ganderkesee-Diepholz. Der von der E-ON vorgeschlagene Streckenverlauf der 380 kV-Freileitung von Ganderkesee (Landkreis Oldenburg, bei Delmenhorst) nach St. Hülfe (Diepholz) gibt weiterhin zur Kritik Anlass.

Hochspannungsleitung

Hochspannungsleitungen, ob wie hier zu sehen eine 110 kV oder – wie jetzt zwischen Ganderkesee und St. Hülfe geplant – 380 kV-Höchstspannungsfreileitungen, sind in der betroffenen Bevölkerung umstritten und als weiträumige Höhenverdrahtung aus der Sicht des Schutzes fliegender Wirbeltiere nachteilig. Gefordert wird eine Erdleitung, ohne dass dagegen weiterhin mit vergleichsweise überhöhten Kosten argumentiert wird. Schon 2005 wäre eine solche Planung ohne Widerstände heutiger Dimension umsetzbar gewesen. Bild: BSH

Denn die schon 2005 vorgetragenen Kritikpunkte gelten im Zusammenhang mit den barriere-artig durchs Land an höchsten Höchstspannungs-Masten aufgehängten Leitungen nach wie vor. Die Biologische Schutzgemeinschaft Hunte Weser- Ems (BSH), im Mitgliederverbund des NaturschutzForum Deutschland e.V. (NaFor), unterstützt den Bau von Windkraftanlagen an geeigneten Standorten seit Jahrzehnten, seit Jahren auch die politischen Bemühungen beim Leitungsbau von Nord nach Süd, allerdings bei Trassenabschnitten, die entlang oder durch ökologisch bedeutsame/r Brut- und Zuggebiete führen, nur im Zusammenhang mit der Erdverkabelung. Andernfalls wären große Vogelverluste durch Kollisionen unvermeidbar. Angesichts einer entsprechenden Gesetzgebung in Niedersachsen und der kapitalkräftigen Strom(trassen)wirtschaft sind das keine unrealistischen Maximalforderungen. Durch das Beharren auf Masten-gestützte Stromleitungen erklären sich zu einem wesentlichen Teil die jahrelangen Verzögerungen. Die Naturschutzverbände stellen fest, dass es mit einer Variantendiskussion der Trassen, aber Beibehaltung der Verdrahtung von Mast zu Mast nicht getan ist. Auch steigen angesichts dieses Investitionsstaus die Kosten. Das war von Anfang an allen Entscheidungsträgern bekannt.

Aus folgenden – erneut vorgetragenen – Gründen stellen die vorgeschlagenen Trassenverläufe mit Höchstspannungsmasten aus Sicht der BSH und des NaFor einen nicht hinnehmbaren Eingriff in die hiesigen Lebensräume dar. Die Bestandserfassungen und Zählungen (Biomonitoring) sind zu aktualisieren:
– Das betroffene Gebiet ist zwischen Oktober und März das drittgrößte Rastgebiet für Kraniche in Deutschland. Die Zahl der hier rastenden und teilweise überwinternden Kraniche liegt derweil bei mehr als 10.000, mit der Nachbarschaft in den Vechtaer und Diepholzer Mooren bei mehr als 20.000 mit steigender Tendenz. Mindestens 12 Paare haben sich zur Brut und Aufzucht ihrer Jungen in den Mooren der Umgebung entschlossen, Tendenz steigend.
– Betroffen ist ein Rastgebiet von internationaler Bedeutung für etwa 200 Singschwäne.
– Schwarzstörche sind Brutvögel am Rande der Dehmse.
– Die Wiesenweihe hat im Bereich der Trasse eines der größten Brutvorkommen Deutschlands: ca. 10% des Gesamtbestandes brüten hier. Darüber hinaus ist das betroffene Gebiet Heimat für Rohrweihe, Kornweihe und Rotmilan.

Alle genannten Vogelarten sind in erster Priorität geschützt und bedürfen daher besonderer Beachtung bzw. eines vorsichtigen Umgangs mit ihrem Lebensraum. Die BSH und NaFor können aus den dargelegten Gründen den Trassenverlauf als Freileitung nicht gutheißen.
Ohne Erdverkabelungen in den sensiblen Gebieten, käme es zu massiven Eingriffen in die Naturlandschaft am östlichen Rande des Hunte- und Delmetals . Unsere Forderung kann daher nur heißen: Verlegung einer gasisolierten Erdleitung statt der geplanten Freileitung.
Wer das ebenfalls kritisch sieht, sollte seine Einwendungen in den Rathäusern der von der Trasse betroffenen Gemeinden vortragen.

Weiterführende Informationen:
Trassenführung (Karten) und fachliche Hinweise siehe:
www.vorsicht-hochspannung.com

Resolution der Jahresmitgliederversammlung der BSH aus dem Jahre 2005 BSH/NVN-Merkblatt zur Windenergie (1998) siehe:
www.bsh-natur.de / Service / Herunterladen / Merkblätter I/II / 57

Friedrich-Wilhelm Bening (BSH) für die Bürgerinitiative Harpstedt, zu erreichen über fwbening@ewetel.net