Keine Salz-Pipeline aus der Kali-Industrie in die Nordsee

NaturschutzForum Deutschland: Damit wird das Problem nur verlagert

Wilhelmshaven. Der Hinweis, große Mengen an Salzabwässern aus der Produktion der Kali-Industrie statt in Werra und Weser über eine Pipeline direkt in die Nordsee zu leiten, scheint einzuleuchten, hat aber eine unvertretbare Kehrseite. Denn jährlich würden sieben Millionen cbm Salzlauge zur Küste geleitet. Sogar der Jadebusen ist im Gespräch – angesichts der unübersehbaren Schäden an der marinen Tier- und Pflanzenwelt ist das nach Auffassung des NaturschutzForums Deutschland (NaFor) völlig inakzeptabel. Auch der Tourismus würde die Folgen zu spüren  bekommen, allemal dann, wenn es zu Recht hieße, dass hier in einer Meeresbucht Industrieabfälle aus Hessen mitten in einer der wichtigsten Tourismusregionen Niedersachsens mit zahlreichen Badestränden verklappt würden.  Auch das Verklappen auf hoher See ist NaFor zufolge kein zukunftsweisender Weg. Darauf wurde seinerzeit auch beim Verklappen von Dünnsäure durch Kronos Titan oder von Klärschlämmen aus Hamburg hingewiesen. Es wurde damals eingestellt und auf andere chemische Verfahren bzw. Verbrennung umgestellt.

Während der Verband Hessischer Fischer im Zusammenhang mit der durch das Regierungspräsidium Kassel erteilten Erlaubnis zur Einleitung von Salzabwässern durch das Werk Werra der K+S-Gruppe vor dem Verwaltungsgericht Kassel im April 2014 leider unterlag, sprachen sich der Bund für Naturschutz (BUND) Hessen und die dortigen Grünen für den Bau einer Pipeline an die Nordsee aus. Damit wird das Problem aber nur verlagert. In moderner Zeit sollten Gewinne und Dividende solcher Konzerne nach Auffassung von NaFor vermehrt für eine umweltverträgliche Produktionsweise eingesetzt werden. Dazu gehört auch die Aufbereitung von Abwässern zur wenig bis unrentablen Rückgewinnung von Rohstoffen. Hier wird angesichts der Arbeitsplätze großzügiger genehmigt, während kommunale Kläranlagen deutlich geringere Grenzwerte einhalten müssen.

Im Falle der IVG-Anlagen in Etzel, westlich von Wilhelmshaven, sind die Probleme der Einleitung von Soleabwasser und Ölhavarien schon deutlich geworden. Vor ähnlichen Problemen standen die Mineralölkonzerne bei der Erdgasgewinnung im Landkreis Oldenburg. Die Entschwefelung des Erdgases durch das Claus-Verfahren hat zur Gewinnung von elementarem Schwefel geführt, der in Güterzügen zwecks weiterer industrieller Verwendung abgefahren wird – statt als SO² in die Luft geblasen zu werden. Damit konnte ein wichtiges Segment  der immer noch umweltbelastenden Produktions-technik  entschärft werden. Auch die Entsalzung der in die Werra/Weser geleiteten Abwässer müsste auf dem Genehmigungs-Niveau großstädtischer Kläranlagen erfolgen, so NaFor, ohne stattdessen – auch gewinnorientiert – die Pipeline-Alternativen zu erwägen.

 

Remmer Akkermann

 

Wenn Sie mehr erfahren möchten zur Ökologie der unteren Jade, wird auf das in diesem Jahr erscheinende Buch mit folgendem Titel hingewiesen:

„Die Jade – Flusslandschaft am Jadebusen. Landes- und naturkundliche Beiträge zu einem Fluss zwischen Moor, Marsch und Meer“

(ca. 430 Seiten, anl. CD-Langfassung 620 S., 70 Fachleute, Isensee-Verlag Oldenburg)

ISBN:978-3-89995-769-3