NAFOR Jahresbericht 2015

Naturschutzpolitische Fragen hatten in 2015 bei der Bundesregierung eine eher nachrangige Priorität gegenüber anderen drängenden politischen Themen, die nicht zu den Ressorts des BMU oder BML gehören. Hier standen Anschluss-Termine im Rahmen von Fördermaßnahmen zugunsten der Biodiversität im Vordergrund; sie betrafen vor allem Großinvestitionen in Schutzgebieten. Die naturschutzrelevanten Gesetzeswerke wie die Novellierung des Bundeswaldgesetzes verblieben weiterhin in der Beratungsphase.

Die Aktivitäten von NaFor betrafen die gelegentliche Information der Mitgliedsvereine und Mitglieder des Präsidiums zu aktuellen Themen wie Gewässerschutz, das weitere Vordringen von Wölfen und Reaktion der betroffenen Schäfereien, Gentechnik und sonstige Themen aus Biologie und Ökologie.

In Pressemitteilungen wurde auf neue Publikationen hingewiesen, bei denen NaFor mitgewirkt hat, darunter ein neues Ökoporträt „Laubsänger des Nordens – Zilpzalp, Fitis, Waldlaubsänger“ (4 S.) und unter dem Titel „Wühlmäuse – ungeliebte Gartenbewohner und Nahrung für Beutegreifer“ das Blatt „Die Schermaus, Arvicola terrestris“.(4 S.). Besonders die Abbildungen von Tierfotografen und Artenkennern überzeugen. Mit dem Laubsänger-Blatt endet die jahrzehntelange Kooperation mit der Grafik und Bildgestaltung Rudi Gill (München) aus dessen gesundheitlichen Gründen.

Die inzwischen 155 Merkblätter (abrufbar unter www.bsh-natur.de / Service / Herunterladen) haben bundesweite Resonanz gefunden und sind das Aushängeschild der hier miteinander kooperierenden Verbände NaFor, NVN und BSH. Vorbild für diese Art Merkblätter waren die seit den siebziger Jahren durch den Bayerischen Landesverband für Gartenbau und Landespflege, durch das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten sowie durch die Bayer. Landesanstalt für Bodenkultur und Pflanzenbau/Abt. Boden- und Landschaftspflege herausgegebenen Merkblätter (Beispielthemen: Hecken, Feldgehölze und Feldraine in der landwirtschaftlichen Flur. Obstbäume für den Garten. Der grüne Friedhof. Ratschläge zur Baumpflege. Gewürzpflanzen für den Hausgarten, Die Verwendung der Stauden. Die fachgerechte Kompostierung von Gartenabfällen.).

Nach fünfjähriger Vorarbeit wurde ein größeres Buchprojekt unter dem Titel: „Die Jade – Flusslandschaft am Jadebusen. Landes- und naturkundliche Beiträge zu einem Fluss zwischen Moor, Marsch und Meer“ zum Abschluss gebracht. Mitgearbeitet haben auf 482 (anl. CD: 616) S. 71 Autorinnen und Autoren. Herausgeber sind die NaFor-Mitglieder BSH und Oldenburger Landesverein. Der fünfköpfigen Redaktion gehören mit Heiko Brunken, Liesa-Marlena von Essen und Remmer Akkermann drei dem Präsidium von NaFor an. Der umfangreiche und mit 438 Abb., 25 Tab. und 72 Übersichtskarten gut illustrierte Band wird am elften Dezember 2015 im Wattenmeerhaus Wilhelmshaven öffentlich vorgestellt.
Gedankt wird den Sponsoren NLWKN, Oldenburgische Landschaft, Barthel-Stiftung, LzO und anderen (ISBN 978-3-7308-1075-0, 26,80 EUR). Ein Vorabhinweis ist online zu sehen unter www.jadebuch.de.

Da sich Mitgliedsvereine von NaFor über die Bagatellisierung der bundesweiten Aktion „Mundraub“ beschwerten, wurde anlässlich der Auszeichnung dieser Aktion
durch das BMBF am 1. Oktober eine Erklärung von NaFor abgegeben. Darin wird auch die Kehrseite dieser Aktion beleuchtet, unter anderem der finanzielle Verlust für Besitzer offen zugänglicher Streuobstwiesen – wie Gartenbau- und Naturschutzvereine-, von deren Flächen mit Fahrzeugen und großen Behältnissen das Obst entwendet wurde. Das hat nichts mehr mit „Mundraub“ zu tun, so NaFor.

Ein wichtiger Aspekt war im Zeichen der TA „Straßenbäume“ auch der Schutz bestehender älterer Alleen. Hier unterstützt NaFor die Initiative des Niedersäch-sischen Heimatbundes, der dazu aufruft, vorhandene erhaltenswürdige Alleen zu melden, so dass sie in einem Schutzkataster aufgelistet werden können und auch bei Planverfahren berücksichtigt werden sollten.

Das Blühstreifenschutzprogramm in Niedersachsen wurde von den Berufs- und Erwerbsimkern in Deutschland als vorbildlich ausgezeichnet. Diese Fördermaßnahme des NML wurde von NaFor begrüßt. Auch die Mitgliedsverbände
des NaturschutzForums sind schon seit langem und immer wieder bemüht, die wichtige Arbeit der Imker auf der Basis der Förderung von Nektarien in der freien Landschaft ebenso wie im besiedelten Bereich zu unterstützen. Auf den allgemeinen Bestandsschutz und die Berücksichtigung der Ansiedlung durch die nicht-schwarmbildenden Solitärbienen wurde gleichermaßen aufmerksam gemacht.

Anlässlich der Grünen Woche 2015 sprach sich NaFor für die stärkere Förderung der ökologischen Leistungen durch Landwirte aus, zum Beispiel im Falle der Weidemilch.. Die entsprechende EU-Förderung ist vorgesehen, wurde jedoch durch den Bauernverbandspräsidenten.im Beisein des EU-Agrarkommissars Hogan dahin- gehend relativiert, dass er gegen Begriffe wie „industrielle Landwirtschaft“ und „Massentierhaltung“ argumentierte.

Mit Schreiben vom 29. März 2015 nahm NaFor in Rücksprache mit der zuständigen Staatssekretärin mehrseitig Stellung zum Entwurf zur Neuordnung der guten fachlichen Praxis beim Düngen (Düngeverordnung – DüV). Darin wird unter anderem kritisiert, dass lediglich Kohlenstoffkreisläufe zu Grunde gelegt werden, nicht aber die ökologische Gesamtheit des Bodenlebens incl.Mesofauna, auf die damit z.B. bei der Ausbringung von Gülle und Biogas-Gärresten keine Rücksicht genommen zu werden braucht. Die DüV ist noch nicht abschließend erlassen.

Die Erklärungen von Papst Franziskus wurden von NaFor mit PM vom 16. Juli 2015 begrüßt. Nach den gemeinsamen Erklärungen der beiden christlichen Kirchen in Deutschland hat nun erstmals das Oberhaupt der katholischen Kirche eindeutig zugunsten der Natur, von Regenwäldern und nachhaltigem Wirtschaften Stellung genommen. Das wird sehr beachtet und fördert die Lebensgrundlagen des Menschen. Unter anderem fordert Franziskus eine neue universale Solidarität aller Interessengruppen zugunsten d er Natur.

Liesa-Marlena von Essen, M. Sc.
Präsidentin von NaFor