Das Naturschutzforum Deutschland (NaFor) hat ein neues Ökoporträt zur Biologie der Bekassine herausgegeben. Das Besondere an dieser 12-seitigen Informationsschrift ist die aussagekräftige Illustration. 27 Abbildungen zeigen eindrucksvolle Darstellungen des Balzflugs und der typischen Merkmale dieser Vogelart. Dazu gehören auch Nahaufnahmen des sehr langen sensiblen Schnabels und des Tarngefieders, fotografiert von versierten Tierfotografen. Auch die besonders schutzwürdigen Lebensräume feuchter Niederungswiesen werden als existenzielle Grundlage dieses vom Aussterben bedrohten Vogels dargestellt. Darüber hinaus können Stimmen und Instrumentallaute über QR-Codes hörbar gemacht werden. Das Informationsblatt kann digital hier abgerufen oder in der Geschäftsstelle des Nafor in D-26203 Wardenburg, Kugelmannplatz als Papierdruck angefordert werden. Weiteres siehe www.nafor.de.
Bekassine auf Pfahl stehend: langer Schnabel, hochliegende Augen, gestreiftes Kopfgefieder, Tarntracht, kurze Beine – nur amselgroß. Foto: W. Brinkschröder
Deutschlandweite Hinweiskarten des BKG verdeutlichen lokale Gefahren
Starkregenindex (SRI) nach Schmitt et. al., 2018, graphische Aufarbeitung aus Hochwassergefahrenkarten Köln (Abb. nlwkn.niedersachsen)
Verden.„Die Gefahr, von einem Starkregenereignis betroffen zu sein, ist für jede und jeden, jederzeit und an jedem Ort möglich“ sagt Tobias Drückler vom Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN). Sein Kollege Malte Schilling ergänzt: „Im Vergleich zu Flusshochwassern gibt es für Starkregenereignisse auch keine ausreichende Vorwarnzeit.“ Die Starkregen-Experten des NLWKN-Hochwasserkompetenzzentrums arbeiten in Niedersachsen zusammen mit dem Umweltministerium an einer deutschlandweiten Hinweiskarte zu Starkregengefahren des Bundesamts für Kartographie und Geodäsie (BKG). Diese soll zukünftig auf derartige lokale Gefahren hinweisen.
Bereits 2021 hat das BKG für Nordrhein-Westfalen eine entsprechende Karte veröffentlicht. Dieses Jahr folgen zehn weitere Bundesländer. Ende 2024 wird die gesamte Fläche Nord-, West- und Ostdeutschlands als Hinweiskarte für Starkregen vorliegen. Bis Ende 2025 soll die Hinweiskarte auch um die restlichen Bundesländer ergänzt werden.
Eine Auswertung des Deutschen Wetterdiensts für den Zeitraum von 2001 bis 2022 hat alleine für Niedersachsen mehr als 700 Niederschlagsereignisse mit einem maximalen Starkregenindex (SRI) ab Stufe 7 („außergewöhnlicher Starkregen“) ergeben. Der Starkregenindex (SRI) ist ein Wert, den die Intensität eines Niederschlagsereignisses beschreibt. Eines der letzten Starkregenereignisse trat mit ungefähr 60 bis 70 Millimetern – das entspricht etwa sechs bis sieben Wassereimern pro Quadratmeter – am 13. August 2024 von 17 bis 18 Uhr in Aurich mit einem SRI 9 („extremer Starkregen“) auf. Dieses Ereignis führte zu einer Teilevakuierung in einem Alten- und Pflegeheim. Auch das Klinikum war betroffen, aber Feuerwehr und Technisches Hilfswerk konnten eine Evakuierung verhindern. Insgesamt wurden für dieses Ereignis 180 Einsätze in Aurich registriert.
Die deutschlandweite Hinweiskarte wird die maximalen Wassertiefen und Fließgeschwindigkeiten von einem außergewöhnlichen (SRI 7) sowie extremen Starkregenereignis (SRI 9) darstellen. Anhand der Hinweiskarten kann jede und jeder erkennen, welche Regionen bei einem SRI 7 betroffen sind. Die Karte ist so genau, dass auch einzelne Gebäude zu erkennen sind. Ein Vorabzug für Aurich veranschaulichte die Beobachtungen vom Ereignis im August 2024 und zeigte die Betroffenheit des Alten- und Pflegeheims sowie des Klinikums und von lokalen Senken, in denen sich das Wasser sammelte und so zu überfluteten Kellern beziehungsweise Grundstücken führte.
Voraussichtlich noch bis Ende des Jahres werden die Hinweiskarten über den Kartenserver des Bundes (Geoportal.de) veröffentlicht. Über die Karten, ihre Auslegung und zur generellen Problematik von Starkregenereignissen informierten die NLWKN-Experten Drückler und Schilling die niedersächsischen Landkreise und Kommunen bis Ende 2024.
„Aufgrund der erhöhten Nachfrage zu den Gefahren aus Starkregen und Sturzfluten berät das Hochwasserkompetenzzentrum des NLWKN seit 2023 die Kommunen und Landkreise. Dabei wird neben der klassischen Beratung zu vorsorgendem Hochwasserschutz auch zum Thema Starkregengefahrenanalyse und der darauf aufbauenden Starkregenvorsorge beraten. Das zukünftige Portal des BKG wird es Bürgerinnen und Bürgern ermöglichen, sich über eine mögliche direkte eigene Betroffenheit zu informieren. Weitergehende Informationen über die Starkregenproblematik finden sich auf der Internetseite des Umweltministeriums (Starkregen | Nds. Ministerium für Umwelt, Energie und Klimaschutz (niedersachsen.de)“ resümiert Tobias Drückler.
Vorabzug der Hinweiskarte Starkregengefahren für Aurich. Die blauen Bereichen zeigen deutlich die Gefahrenzonen auf. (Abb. nlwkn.niedersachsen)Radarerfasste Sturzfluten von 2001 bis 2022 – Kreisfarbe entspricht dem maximalen Starkregenindex im Niederschlagsgebiet, Kreisgröße gibt die Größe des Niederschlagsgebiets wieder. (Abb. nlwkn.niedersachsen)Ausschnitt aus der Hinweiskarte Starkregengefahren vom Geoportal des Bunds für Nordrhein-Westfalen. (Abb. nlwkn.niedersachsen)
Herausgeber: NLWKN Nds. Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz.
Vor Beginn der UNO-Naturschutzkonferenz im kolumbianischen Cali hat UNO-Generalsekretär Guterres die Teilnehmerstaaten zu bedeutenden Investitionen aufgerufen. In einer Videobotschaft erklärte Guterres, die Zerstörung der Natur verschärfe weltweit Konflikte und Hungersnöte.
Außerdem könne die Weltwirtschaft durch Umweltkatastrophen um jährlich Billionen US-Dollar belastet werden, wenn nun nicht gehandelt werde. Bei der heute beginnenden Artenschutzkonferenz werden rund 12.000 Teilnehmer aus fast 200 Ländern erwartet. Die Delegationen sollen Pläne für die nächsten Jahre vereinbaren, um Naturzerstörung und das weltweite Artensterben einzudämmen. Bundesumweltministerin Lemke reist erst in der kommenden Woche nach Cali, um sich auf der Konferenz mit anderen Ministerinnen und Ministern zu treffen.
Das Präsidium des NaturschutzForums Deutschland (NaFor) dankt dem internationalen TV-Sender 3sat für die seit Jahrzehnten ausgestrahlten informativen Sendungen zum Natur- und Umweltschutz. 3sat übermittelt nach Auffassung von NaFor der interessierten Öffentlichkeit detailliert, seriös und gut verständlich viele wichtige Anregungen zum Natur-, Arten- und Klimaschutz, zu ökologischen Grundlagen und zur vorbildlichen naturnahen Flächenbetreuung. Mit seinen zahlreichen Reportagen, Nachrichten und wissenschaftlichen Informationen hat 3sat nach Meinung von NaFor ein Alleinstellungsmerkmal im deutschsprachigen Raum und ist somit ein wesentlicher Pfeiler des staatlichen Bildungsauftrags der öffentlich-rechtlichen Sender. Das Naturschutzforum Deutschland hält daher das Weiterbestehen und die Fortentwicklung dieses anspruchsvollen Senders für unverzichtbar und fordert, dass 3sat als einziges Gemeinschaftsprogramm im deutschen Sprachraum auch durch die politischen Entscheidungsträger uneingeschränkt als unverzichtbare öffentliche Einrichtung gefördert wird. Dies schließt eine Integration von 3sat in andere Sender langfristig aus. Das eigenverantwortliche Weiterbestehen in der bisherigen bewährten Struktur und Organisation muss gewährleistet bleiben.
aus den VBIO-News 37/2024 Aktuelles aus den Biowissenschaften 02. 10. 2024
Mehr als die Hälfte der natürlichen Lebensraumtypen in Deutschland weist einen ökologisch ungünstigen Zustand auf, täglich verschwinden weitere wertvolle Habitatflächen. Die Konsequenz: Populationen von Arten schrumpfen, verarmen genetisch oder sterben aus – mit direktem Einfluss auf die Leistungsfähigkeit und Funktionsweise von Ökosystemen. Ein Drittel der Arten sind gefährdet, etwa drei Prozent sind bereits ausgestorben. ….
In kaum einem Land wird so viel zur biologischen Vielfalt geforscht wie in Deutschland. Für den Faktencheck Artenvielfalt (FA) haben mehr als 150 Wissenschaftler:innen von 75 Institutionen und Verbänden nun die Erkenntnisse aus über 6000 Publikationen ausgewertet, und in einer eigens dafür entwickelten Datenbank zusammengeführt. Um langfristige Entwicklungen zu erkennen, haben sie einen bisher noch nicht dagewesenen Datensatz von rund 15.000 Trends aus knapp 6200 Zeitreihen erstellt und analysiert. „Der Faktencheck Artenvielfalt ist weltweit eines der ersten Beispiele, wie große internationale Berichte – wie die globalen und regionalen Assessments des Weltbiodiversitätsrates IPBES – auf einen nationalen Kontext zugeschnitten aussehen können, mit dem Ziel, Handlungsoptionen für die konkrete nationale und subnationale Politik aufzuzeigen und zu entwickeln“, erklärt Prof. Dr. Christian Wirth, Professor an der Universität Leipzig und Mitherausgeber des FA.
Die Ergebnisse sind ernüchternd. Insgesamt sind 60 Prozent der 93 untersuchten Lebensraumtypen in einem unzureichenden oder schlechten Zustand. Am schlechtesten steht es um ehemals artenreiche Äcker und Grünland, Moore, Moorwälder, Sümpfe und Quellen. Der FA stellt nur wenige positive Entwicklungen fest, beispielsweise in Laubwäldern – doch diese werden akut vom Klimawandel bedroht.
10.000 Arten in Deutschland sind bestandsgefährdet . . .
Einladung / PM des Leibniz IZW Berlin 16.09.2024 10:00
Plakat zur Aktion „Deutschland sucht Igel und Maulwurf“ (Abbildung: Janosch film & medien AG, Berlin
Vom 20. bis 30. September 2024 findet das zweite deutschlandweite Monitoring für Igel und Maulwürfe in diesem Jahr statt. Bürger:innen können Sichtungen dieser Insektenfresser im Rahmen der Aktion „Deutschland sucht Igel und Maulwurf“ melden. Die so gewonnenen Daten sollen helfen, ein genaueres Bild über deren Verbreitung und Gefährdungsstatus zu erhalten, denn insbesondere die Datenlage zum heimischen Braunbrustigel ist dünn. Die Daten werden zudem in die Forschung des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung (Leibniz-IZW) – unter anderem zu Risikofaktoren für Igel wie etwa Schnittverletzungen durch Mähroboter – einfließen.
Ob ein Igel im Park oder Maulwurfshügel im Garten; ob lebende, tote oder verletzte Tiere – alle Meldungen der Teilnehmer:innen dieses Citizen-Science-Projekts sind wertvoll. Sichtungen im Bundesgebiet außerhalb Bayerns können vom 20. bis zum 30. September über www.igelsuche.de gemeldet werden, Sichtungen in Bayern werden im gleichen Zeitraum über www.igel-in-bayern.de erfasst. In den vergangenen Monitoring-Phasen wurden auf diese Weise über 16.600 Igel und 3.200 Maulwurfshügel gesichtet. „Mit aktuellen Informationen über Vorkommen und Bestandsentwicklungen können wir wirksame Schutzmaßnahmen leichter entwickeln und durchsetzen. Unser großes Dankeschön gilt daher all jenen, die bei der Aktion mitmachen und sie unterstützen“, sagt Lea-Carina Mendel, Naturschutzexpertin bei der Deutschen Wildtier Stiftung. Ein Beispiel für wirksame Schutzmaßnahmen der Stiftung sind beispielsweise „Igeltore“ in Zäunen, die Gärten und damit Lebensräume vernetzen.
Auch Personen, die trotz Suche während des Meldezeitraums keine Igel oder Maulwürfe finden, sollten diese Information in den Portalen eingeben. Die Chancen, das Tier des Jahres, der Braunbrustigel (Erinaceus europaeus), wie er mit vollem Namen heißt, in den Dämmerungsstunden zu entdecken, stehen jedoch momentan sehr gut: „Bis Ende Oktober heißt es für Igel: Futtern, was das Zeug hält. Sie müssen Speck anfressen, um dick und satt in den Winterschlaf gehen zu können“, so Mendel. Zudem sind im August die meisten Jungen zur Welt gekommen. Viele Igelweibchen sind daher in Gärten und Parks zusammen mit dem Nachwuchs unterwegs.
Die Daten der Bürgerinnen und Bürger sind für die Wildtierforschung eine wichtige Grundlage, um Verbreitung und Gefährdung der Tiere genauer erfassen und einschätzen zu können. Nach gegenwärtiger Kenntnis sind die Bestände des Braunbrustigels rückläufig und so wird seit 2020 der Igel in der „Vorwarnliste“ der Roten Liste der gefährdeten Arten Deutschlands geführt. Am Leibniz-IZW, welches die Aktion „Deutschland sucht Igel und Maulwurf“ gemeinsam mit den Partnerorganisationen in Deutschland durchführt, forscht Dr. Anne Berger deshalb unter anderem zu Gefahren für Igel durch Mähroboter. Sie sammelt, dokumentiert und wertet Funde von Igeln mit Schnittverletzungen wissenschaftlich aus, die eindeutig auf Mähroboter zurückzuführen sind. Seit Beginn der Datensammlung durch Freiwillige von Igelauffangstationen sind mehrere Hundert dieser Fälle belegt. „Wir gehen zudem von einer sehr hohen Dunkelziffer aus, da viele Tiere erst gar nicht gefunden oder gemeldet werden“, sagt Berger. Auch für viele der Igel, die in den kommenden zwei Wochen durch die Teilnehmer:innen der Aktion gemeldet werden, besteht die Gefahr, durch die Geräte schwer oder sogar tödlich verletzt zu werden, denn die Geräte werden nicht selten nachts und unbeaufsichtigt eingesetzt. Für Igel ist diese Konstellation fatal, denn sie suchen nachts nach Nahrung und flüchten nicht, sondern rollen sich zusammen und warten so Gefahren ab.
Wer im Herbst Jungtiere im Garten findet, sollte sie nicht füttern, betonen die Initiatoren der Aktion. Gesunde Igel bräuchten kein Extrafutter durch den Menschen – effektiver sei es, den Garten so naturnah wie möglich zu gestalten. Dann finden Igel ausreichend Würmer, Larven, Käfer und Raupen. Maulwürfe hingegen sind das ganze Jahr über aktiv. Solange der Boden nicht gefroren ist, graben sie ihre Tunnel und Höhlen in einer Tiefe von zehn bis zwanzig Zentimetern. Für den Winter legen sie in tieferen Erdschichten Vorratskammern an, in denen sie Regenwürmer und andere Nahrung lagern. Meldungen frisch aufgeworfener Maulwurfshügel sind für die Forschenden und Artenschützer:innen besonders wertvoll.
Kontakt
Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (Leibniz-IZW) im Forschungsverbund Berlin e.V. Alfred-Kowalke-Straße 17, 10315 Berlin
Dr. Anne Berger Wissenschaftlerin in der Abteilung für Evolutionäre Ökologie Telefon: +49(0)30 5168328 E-Mail: berger@izw-berlin.de
In farbenprächtiger Illustration werden heimische Orchideen auf 12 Seiten des neuen Ökoporträts Nr. 60 vorgestellt. Herausgegeben wurde es vom NaturschutzForum Deutschland (NaFor) und dessen Mitglied, der Biologischen Schutzgemeinschaft Hunte Weser-Ems (BSH). Hier ein Auszug daraus:
Ist von Orchideen die Rede, dann verbinden viele Menschen diesen Begriff mit wunderschönen und exotisch anmutenden Blumen. Es nimmt daher nicht wunder, dass insbesondere die mannigfaltigen Züchtungen ihrer tropischen Vertreter als Topfpflanzen sehr begehrt sind. Dass es auch in unserem heimischen Umfeld Orchideenarten gibt, ist vielen nicht bekannt. Botanisch weniger Versierte sind dann auch überrascht, wenn sie darauf aufmerksam gemacht werden, welche unterschiedlichen Lebensräume sie besiedeln können und – wenn auch vielleicht erst nach genauerer Betrachtung – dass ihre kleineren Blüten genauso faszinierend sind wie diejenigen der Verwandten aus den Wäldern der Tropen und Subtropen. Zu Zeiten, in denen Landwirten nur eine extensive Bewirtschaftung von Feuchtgrünland und auf Entwässerung abzielende Meliorationsmaßnahmen eingeschränkt möglich waren, war der ländlichen Bevölkerung der Anblick von Orchideen im Frühsommer jedoch schon vertraut (wobei ihr in der Regel der botanische Hintergrund sicherlich nicht bewusst war): Gemeint sind seinerzeit in großer Anzahl anzutreffende Exemplare von Knabenkrautarten, die auf Wiesen und Weiden einen sich in unterschiedlichen Rottönen leuchtenden Blühaspekt boten. Passend zu den Ereignissen der Jahreszeit wurden sie im hiesigen Raum in niederdeutscher Sprache als Kuckucks- oder Pingstbloume bezeichnet. Die Pflanzenfamilie der Orchideen ist in Deutschland mit ca. 70 Arten vertreten, wovon ca. 20 als Knabenkräuter bezeichnet werden. Im weiteren Verlauf werden die vier Knabenkrautarten vorgestellt, die im hier gewählten Bezugsraum vorkommen. Dieser Bezugsraum setzt sich aus dem Landkreis Diepholz (LK DH) und Randbereichen der im Süden bzw. Südwesten angrenzenden Landkreise Osnabrück (LK OS), Minden-Lübbecke (LK MI) und Vechta (LK VEC) zusammen. Er bildet damit ein Teilgebiet des Naturraumes Dümmer-Geestniederung ab. …
Alle Ökoportraits, Merkblätter und Biotopbeschreibungen von NaFor und BSH sind im Internet abrufbar unter www.nafor.de sowie unter www.bsh-natur.de. Gedruckte Fassungen können bei der Geschäftsstelle bestellt werden, soweit der Vorrat reicht.
Im Sommer 2022 verendeten in der Oder rund 1.000 Tonnen Fische, Muscheln und Schnecken. Die Katastrophe war zwar vom Menschen verursacht, doch die unmittelbare Todesursache war das Gift einer Mikroalge mit dem wissenschaftlichen Sammelnamen Prymnesium parvum, oft auch ‚Goldalge‘ genannt. Seitdem haben sich diese Einzeller dauerhaft in der Oder angesiedelt. Forscherinnen und Forscher unter Leitung des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) jetzt das Erbgut der Mikroalge sequenziert. Dabei konnten sie die Gensequenzen ausmachen, die für die Giftbildung verantwortlich sind. Die Studie wurde in der Fachzeitschrift Current Biology veröffentlicht. Prymnesium parvum s.l. (sensu lato), umgangssprachlich Goldalge genannt, steht für eine ganze Gruppe von Mikroalgen, die mit einer Größe von 5 bis 10 Mikrometern zwar winzig sind, aber verheerende Schäden anrichten können. Denn diese Algen können Zellgifte bilden, so genannte Prymnesine. Diese zerstören die Kiemen von Fischen und Filtrierern wie Muscheln und Schnecken im Wasser und greifen auch andere Körpergewebe an. Die Folge: Tod durch Sauerstoffmangel oder Kreislaufversagen.
Mikroalge ist nicht gleich Mikroalge: Bisherige Untersuchungen zur Morphologie, Abstammung und Genetik haben gezeigt, dass Prymnesium parvum s.l. eine große Diversität aufweist: Mindestens 40 genetisch unterscheidbare Stämme mit unterschiedlichem Erbmaterial sind bekannt. Je nach Toxinproduktion werden drei Typen unterschieden: A, B und C. Bisher gab es nur ein Referenzgenom – eine vollständige „Abschrift“ des gesamten Erbguts – für den Typ A.
Nahe Verwandtschaft der Mikroalge ODER1 mit Brackwasserstämmen aus Dänemark und Norwegen: Ein internationales Team um die IGB-Forscher Dr. Heiner Kuhl, Dr. Jürgen Strassert, Prof. Dr. Michael Monaghan und PD Dr. Matthias Stöck hat nun im Rahmen des vom Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesumweltministeriums geförderten Projekts ODER~SO das gesamte Erbgut (Genom) des Algenstamms aus der Oderkatastrophe sequenziert. Dabei identifizierten sie auch Gensequenzen, die für die chemische Struktur der Toxine und damit für deren Eigenschaften verantwortlich sind. Der sequenzierte Stamm erhielt die Bezeichnung ‚ODER1‘ und wurde dem Typ B zugeordnet.
Die Forschenden erstellten zudem einen genetischen Stammbaum verschiedener Prymnesium parvum-Stämme. Dieser zeigt, dass der ODER1-Stamm am engsten mit einem Typ B-Stamm, K-0081, der bereits 1985 aus Brackwasser im Nordwesten Dänemarks isoliert wurde, sowie mit weiteren Typ B-Stämmen aus Norwegen (RCC3426, KAC-39 und K-0374) verwandt ist. Diese Ähnlichkeit ist auf die geographische Nähe zurückzuführen, gibt aber keinen direkten Aufschluss darüber, wie die Alge in die Oder gelangte.
(Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei – IGB)
Aus: VBIO Newsletter 25 / 2024 Aktuelles aus den Biowissenschaften
Heiner Kuhl, Jürgen F.H. Strassert, Dora Čertnerová, Elisabeth Varga, Eva Kreuz, Dunja K. Lamatsch, Sven Wuertz, Jan Köhler, Michael T. Monaghan, Matthias Stöck: The haplotype-resolved Prymnesium parvum (type B) microalga genome reveals the genetic basis of its fish-killing toxins, Current Biology, 2024, ISSN 0960-9822,
Prof. Dr. Klaus Töpfer war in der Zeit von 1987 bis 1994 der zweite Bundesumweltminister in Bonn. Mit großer Tatkraft und Überzeugung hat er auch in seiner Zeit als Universitätsprofessor in Hannover sowie als UN-Executive director for environmental programme (UNEP) mit Sitz in Nairobi zahlreiche Initiativen ergriffen und diese unbeirrt von Lobbyinteressen gesetzlich umgesetzt. Dazu gehört die Einführung des Grünen Punktes und des Gelben Sacks. Es sind Errungenschaften, die sich bewährt haben – auch gegen den Widerstand mancher Interessengruppen.
Wie die untenstehenden Links dokumentieren, waren damals auch Natur- und Umweltschutzverbände, die heute wie die BSH Mitglied im NaturschutzForum Deutschland (NaFor) sind, von den ersten Ankündigungen Töpfers nicht ganz überzeugt. Es sollte sich aber zeigen, dass tatsächlich viele seiner Ideen umgesetzt wurden. Vorschläge der Verbände zur Einrichtung von Wertstoff- und Recyclinghöfen wurden realisiert, die Verbände in Bonn regelmäßig angehört. Das NaturschutzForum Deutschland dankt für diese vorbildliche politische Leistung. Hinzu kommt, dass Klaus Töpfer auch in den Kreisen seiner Partei CDU das Bewusstsein für den Erhalt der Schöpfung mit dem gesamten irdischen Artenspektrum und der gleichzeitigen qualitativen Entwicklung der Wirtschaft auf den Weg gebracht hat. Diese vorbildliche Politik setzen in den Jahrzehnten danach andere Entscheidungsträger um, die sich nicht beirren ließen, sondern zielstrebig das damals noch Unmögliche realisierten.
Heute sind die Initiativen von Klaus Töpfer EU-weit anerkannt und in kommunaler Anwendung – ganz nach seinen Worten, dass der Schutz von Natur und Umwelt kein Luxus sei und Rohstoffe zurückgewonnen werden müssen. Auch vertrat er die Ansicht, wenn man Armut bekämpfen wolle, ginge das nicht, ohne die Umwelt aktiv zu erhalten.
Bis ins hohe Alter war er aktiv. Noch im Mai 2023 war er Ehrengast der 100. Umweltministerkonferenz auf dem Petersberg bei Bonn wie zuvor auf den Deutschen Naturschutztagen. Klaus Töpfer verstarb im Alter von 85 Jahren.
Grafik aus: BSH/NVN-Merkblatt Nr. 25 „Wertstoffe und Sonderabfälle“, 1986
Hier einige Links zu Merkblättern von Naturschutzverbänden wie BSH und NVN, die Klaus Töpfer ebenso oder ähnlich sah (mit Ausnahme des Themas Nukleartechnik) und politisch zu einem Teil unterstützt hat:
Bonn-Berlin. Die EU hat zum Schutz der biologischen Vielfalt eine Liste fortgeschrieben, in der gebietsfremde Pflanzen- und Tierarten (Neobiota) verzeichnet sind. Das betrifft die Haltung, Züchtung und Aussetzung in die Umwelt. Am 2. August tritt die dritte Erweiterung mit 22 invasiven Arten in Kraft. Von EU-weit 84 gelisteten invasiven Arten sind deutschlandweit mindestens 46 betroffen Das NaturschutzForum Deutschland (NaFor) unterstützt diese EU-Verordnung (1143/2014) als rechtsverbindliche Handlungsgrundlage. Allerdings sollten sich Behörden, Verbände und Grundeigentümer zunächst konzentrieren auf die sich stark ausbreitenden Pflanzen/Neophyta) wie Springkraut und Riesenbärenklau. Diese sind regelmäßig zu reduzieren.
In der Schweiz sind bekannte Arten wie Kirschlorbeer und Kreuzkraut in einer Liste aufgenommen, oftmals mehr oder weniger giftig. Manche Gartenbesitzer wird verwundern, dass auch stark von Insekten besuchte Pflanzen wie Goldrute, Schmetterlingsflieder und Götterbaum dazugehören.
Die EU-Verordnung bezieht sich auch auf eingewanderte oder ausgesetzte tierische Neubürger (Neozoa). Dazu gehören wildlebende Wirbeltiere wie Waschbär, Nutria, Bisam und Nilgans, aber auch Ochsenfrosch und Sonnenbarsch.
Hier die Unionsliste mit den Arten, gegen die schnell einzuleitende Managementmaßnahmen erforderlich sind.
EU -Unionsliste
Status in Deutschland
Listung gilt ab
Gefäßpflanzen
Acacia saligna
Weidenblatt-Akazie
Fehlend*
15.08.2019
Ailanthus altissima
Götterbaum
Etabliert
15.08.2019
Alternanthera philoxeroides
Alligatorkraut
Fehlend*
02.08.2017
Andropogon virginicus
Blauständige Besensegge
Fehlend*
15.08.2019
Asclepias syriaca
Gewöhnliche Seidenpflanze
Etabliert
02.08.2017
Baccharis halimifolia
Kreuzstrauch
Fehlend*
03.08.2016
Cabomba caroliniana
Karolina-Haarnixe
Unbeständig*
03.08.2016
Cardiospermum grandiflorum
Ballonwein
Fehlend*
15.08.2019
Celastrus orbiculatus
Rundblättriger Baumwürger
Etabliert
02.08.2027
Cortaderia jubata
Pampasgras
Fehlend*
15.08.2019
Ehrharta calycina
Steppengras
Fehlend*
15.08.2019
Eichhornia crassipes
Wasserhyazinthe
Einzelfunde*
03.08.2016
Elodea nuttallii
Schmalblättrige Wasserpest
Etabliert
02.08.2017
Gunnera tinctoria
Chilenischer Riesenrhabarber
Fehlend*
02.08.2017
Gymnocoronis spilanthoides
Falscher Wasserfreund
Fehlend*
15.08.2019
Hakea sericea
Nadelblättriges Nadelkissen
Fehlend*
02.08.2022
Heracleum mantegazzianum
Riesenbärenklau
Etabliert
02.08.2017
Heracleum persicum
Persischer Bärenklau
Fehlend*
03.08.2016
Heracleum sosnowskyi
Sosnowskyi Bärenklau
Einzelfunde*
03.08.2016
Humulus scandens
Japanischer Hopfen
Unbeständig*
15.08.2019
Hydrocotyle ranunculoides
Großer Wassernabel
Etabliert
03.08.2016
Impatiens glandulifera
Drüsiges Springkraut
Etabliert
02.08.2017
Koenigia polystachya
Flieder-Knöterich
Etabliert
02.08.2022
Lagarosiphon major
Wechselblatt-Wasserpest
Etabliert
03.08.2016
Lespedeza cuneata
Chinesischer Buschklee
Fehlend*
15.08.2019
Ludwigia grandiflora
Großblütiges Heusenkraut
Etabliert
03.08.2016
Ludwigia peploides
Flutendes Heusenkraut
Einzelfunde*
03.08.2016
Lygodium japonicum
Japanischer Kletterfarn
Fehlend*
15.08.2019
Lysichiton americanus
Gelbe Scheincalla
Etabliert
03.08.2016
Microstegium vimineum
Japanisches Stelzengras
Fehlend*
02.08.2017
Myriophyllum aquaticum
Brasilianisches Tausendblatt
Etabliert
03.08.2016
Myriophyllum heterophyllum
Verschiedenblättriges Tausendblatt
Etabliert
02.08.2017
Parthenium hysterophorus
Karottenkraut
Einzelfunde*
03.08.2016
Pennisetum setaceum
Afrikanisches Lampenputzergras
Fehlend*
02.08.2017
Persicaria perfoliata
Durchwachsener Knöterich
Einzelfunde*
03.08.2016
Pistia stratiotes
Wassersalat
Unbeständig
02.08.2024
Prosopis juliflora
Mesquitebaum
Fehlend*
15.08.2019
Pueraria lobata
Kudzu
Fehlend*
03.08.2016
Rugulopteryx okamurae
Okamuras Braunalge
Fehlend*
02.08.2022
Salvinia molesta
Schwimmfarn
Unbeständig*
15.08.2019
Triadica sebifera
Chinesischer Talgbaum
Fehlend*
15.08.2019
Wirbellose Tiere
Arthurdendyus triangulatus
Neuseelandplattwurm
Fehlend*
15.08.2019
Eriocheir sinensis
Wollhandkrabbe
Etabliert
03.08.2016
Faxonius rusticus
Amerikanischer Rostkrebs
Fehlend*
02.08.2022
Faxonius limosus
Kamberkrebs
Etabliert
03.08.2016
Faxonius virilis
Viril-Flusskrebs
Fehlend*
03.08.2016
Limnoperna fortunei
Goldene Muschel
Fehlend*
02.08.2022
Pacifastacus leniusculus
Signalkrebs
Etabliert
03.08.2016
Procambarus clarkii
Roter Amerikanischer Sumpfkrebs
Etabliert
03.08.2016
Procambarus virginalis
Marmorkrebs
Etabliert
03.08.2016
Solenopsis geminata
Tropische Feuerameise
Fehlend*
02.08.2022
Solenopsis invicta
Rote Feuerameise
Fehlend*
02.08.2022
Solenopsis richteri
Schwarze Feuerameise
Fehlend*
02.08.2022
Vespa velutina nigrithorax
Asiatische Hornisse
Unbeständig*
03.08.2016
Wasmannia auropunctata
Kleine Feuerameise
Fehlend*
02.08.2022
Wirbeltiere
Acridotheres tristis
Hirtenmaina
Einzelfunde*
15.08.2019
Alopochen aegyptiaca
Nilgans
Etabliert
02.08.2017
Ameiurus melas
Schwarzer Zwergwels
Etabliert
02.08.2022
Axis axis
Axis-Hirsch
Fehlend*
02.08.2022
Callosciurus erythraeus
Pallas-Schönhörnchen
Fehlend*
03.08.2016
Callosciurus finlaysonii
Finlayson-Hörnchen
Fehlend*
02.08.2022
Channa argus
Argus-Schlangenkopffisch
Fehlend*
02.08.2022
Corvus splendens
Glanzkrähe
Fehlend*
03.08.2016
Fundulus heteroclitus
Zebra-Killifisch
Fehlend*
02.08.2024
Gambusia affinis
Westlicher Mosquitofisch
Fehlend*
02.08.2022
Gambusia holbrooki
Östlicher Mosquitofisch
Einzelfunde*
02.08.2022
Herpestes javanicus
Kleiner Mungo
Fehlend*
03.08.2016
Lampropeltis getula
Kettennatter
Einzelfunde*
02.08.2022
Lepomis gibbosus
Sonnenbarsch
Etabliert
15.08.2019
Lithobates catesbeianus
Amerikanischer Ochsenfrosch
Etabliert
03.08.2016
Morone americana
Amerikanischer Seebarsch
Fehlend*
02.08.2022
Muntiacus reevesi
Chinesischer Muntjak
Einzelfunde*
03.08.2016
Myocastor coypus
Nutria
Etabliert
03.08.2016
Nasua nasua
Roter Nasenbär
Einzelfunde*
03.08.2016
Nyctereutes procyonoides
Marderhund
Etabliert
02.02.2019
Ondatra zibethicus
Bisam
Etabliert
02.08.2017
Oxyura jamaicensis
Schwarzkopf-Ruderente
Unbeständig*
03.08.2016
Perccottus glenii
Amurgrundel
Unbeständig*
03.08.2016
Plotosus lineatus
Gestreifter Korallenwels
Fehlend*
15.08.2019
Procyon lotor
Waschbär
Etabliert
03.08.2016
Pseudorasbora parva
Blaubandbärbling
Etabliert
03.08.2016
Pycnonotus cafer
Rußbülbül
Fehlend*
02.08.2022
Sciurus carolinensis
Grauhörnchen
Einzelfunde*
03.08.2016
Sciurus niger
Fuchshörnchen
Fehlend*
03.08.2016
Tamias sibiricus
Sibirisches Streifenhörnchen
Etabliert
03.08.2016
Threskiornis aethiopicus
Heiliger Ibis
Einzelfunde*
03.08.2016
Trachemys scripta
Buchstaben-Schmuckschildkröte
Unbeständig
03.08.2016
Xenopus laevis
Krallenfrosch
Fehlend*
02.08.2024
* Unterliegt bei einem Auftreten in Deutschland Art. 16 EU-VO (frühe Phase der Invasion)