Biosprit E 10 – Produktion verschärft den Flächenhunger

NaturschutzForum Deutschland: immer mehr naturnahe Flächen kommen unter den Pflug

Bremen / Oldenburg. Der neue Kraftstoff E 10, dem 10% Bioehtanol beigemischt sind, ist nach Auffassung des NaturschutzForums Deutschland (NaFor) kein zukunftsweisender Weg für eine mobile Gesellschaft. Denn dem entsprechenden Flächenbedarf kann gar nicht entsprochen werden. Das würde im übrigen weitreichende Folgen für Naturschutz, Landschaftspflege, Tourismus und Erholung haben.

Ein wesentliches Standbein des Natur- und Artenschutzes in der freien Landschaft seien wenig gestörte Ruhezonen, Lebensräume also, die sich selbst entwickeln dürften. Ein ständiger Umbruch des Bodens wie auf Äckern oder die Neubestockung gerodeter Forstplantagen seien das genaue Gegenteil.

Akzeptierte der Bodenmarkt in den letzten Jahrzehnten zumindestens die geschützten Landschaftsräume, nachdem bereits die Massentierhaltung erheblichen Flächendruck ausgeübt hatte, so hat sich das Blatt nunmehr völlig gewendet. In letzter Zeit kam es zu einer Dominanz durch hochsubventionierte Biogas-Agrarindustrielle. Sie versuch(t)en, möglichst jede größere Parzelle im nahen Umkreis zu Preisen jenseits jeder Konkurrenz anzupachten oder mitsamt Höfen gleich ganz aufzukaufen. Vielen dieser Betriebsleiter ist es gleichgültig, ob dadurch auch Feuchtgebiete dem Untergang geweiht sind – und viele Bundespolitiker reagieren nicht oder viel zu spät. Die Mehrzahl der konventionell wirtschaftenden Betriebe – wie im Bereich Michvieh- und Grünlandwirtschaft – kam in Bedrängnis oder lebt nur noch von der Substanz. Ebenso reduziert sich der Anteil an Flächen, die für die Produktion von Lebensmitteln benötigt werden.

Das Bestreben der Bundesregierung, nunmehr wie auf EU-Ebene auch den Biokraftstoff verbindlich einzuführen, verschärft den Kampf um die Fläche nochmals erheblich, vor allem in Intensivgebieten wie im Nordwesten. Der Naturschutz kann sich hier dem Andrängen solcher Agrarier kaum erwehren und Zug- und Brutquartiere nicht mehr von Mais-Monokulturen -und sei es auf dem Rechtsweg- freihalten. Denn heute steht der Mais bei etwas höheren Wasserständen vielerorts schon wie Röhricht im freien Wasser. Sofern Geld und politischer Einfluss im Spiel sind, geht alles noch schneller.

Das NaturschutzForum Deutschland appelliert deshalb an den Bundesgesetzgeber, schnellstens dafür Sorge zu tragen, dass Grünlandbauern neben der extensiven- und Biolandwirtschaft einen prioritären Schutz genießen und dass die Inanspruchnahme oder Schädigung der landschafts- und naturgeschützten Flächen ungleich stärker geahndet wird als bisher, und zwar einschließlich der alternativlosen Wiederherstellung des vormaligen Zustandes, sofern Schutzvorgaben missachtet worden sind. Biogasanlagen sollten in Sondergebieten zusammengefasst und produktionstechnisch genau überwacht werden.

Liesa von Essen