Bericht zur Lage der Natur zeigt gemischtes Bild vom Zustand von Arten und Lebensräumen in Deutschland

Bundesumweltministerin Schulze: „Auf vielen Wiesen und Weiden wird so viel gedüngt und so oft gemäht, dass sie für die Natur immer wertloser werden. Hier ist eine Trendwende dringend nötig.“

Presseinformation des BMU vom 19. Mai. 2020

„Der Natur in Deutschland geht es insgesamt nicht gut genug. Neben positiven Entwicklungen in Wäldern und ersten Lichtblicken in Dörfern und Städten ist der Zustand der Natur vor allem in der Agrarlandschaft überwiegend schlecht. Das geht aus dem „Bericht zur Lage der Natur“ hervor, den Bundesumweltministerin Svenja Schulze und die Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz, Beate Jessel, heute in Berlin vorstellten. Der Bericht basiert auf Daten, die nur alle sechs Jahre erhoben und an die EU-Kommission berichtet werden: insgesamt rund 14.000 Stichproben von den Sandbänken in der Nordsee bis zu den Lärchenwäldern in den Alpen sowie vielen weiteren Beobachtungen aus dem bundesweiten Vogelmonitoring.

Bundesumweltministerin Svenja Schulze: „Die Generalinventur unserer biologischen Vielfalt in Deutschland zeigt ein sehr gemischtes Bild. In manchen Teilen des Landes erholt sich die Natur: Vielen Buchenwäldern geht es gut, in den Wäldern und Siedlungen gibt es wieder mehr Vögel. Auch die Renaturierung von Flüssen und Auen trägt zur Erholung der Natur bei. Vor allem in der Agrarlandschaft geht es der Natur dagegen besorgniserregend schlecht. Das gilt besonders für Schmetterlinge und andere Insektenarten, die auf blütenreiche Wiesen und Weiden angewiesen sind. Denn diese wichtigen Ökosysteme gibt es in der intensiven Landwirtschaft immer seltener. Starke Verluste sehen wir auch bei vielen Vogelarten der Agrarlandschaft wie Kiebitz und Rebhuhn.“

BfN-Präsidentin Prof. Dr. Beate Jessel: „Artenreiche Wiesen und Weiden verzeichnen sowohl in der Fläche als auch in ihrer Artenvielfalt starke Rückgänge. Dieser Trend setzt sich seit dem ersten nationalen FFH-Bericht im Jahr 2001 ungebrochen fort. Mehr als die Hälfte aller FFH-Grünland-Lebensraumtypen befindet sich in Deutschland in einem ungünstig-schlechten Erhaltungszustand. Der Schutz des Grünlands muss deshalb nicht nur auf europäischer, sondern auch auf nationaler Ebene verbessert werden. Wenn wir Arten und Lebensräume erfolgreich schützen und erhalten, kann die Natur ein Teil von Lösungen sein. Auch das verdeutlicht unser Bericht: Renaturierte Feuchtgebiete, intakte Moore und nachhaltig genutzte Wälder können entscheidend zu Klimaschutz und Klimaanpassung beitragen.

Im Einzelnen sind 25 Prozent der untersuchten Arten in einem günstigen Erhaltungszustand, darunter der Seehund und die Kegelrobbe in der Nordsee oder der Steinbock in den Alpen. 30 Prozent sind in einem unzureichenden Zustand. 33 Prozent sind in einem schlechten Zustand, das betrifft vor allem Schmetterlinge, Käfer und Libellen. Bei den Lebensräumen sieht es ähnlich aus. Hier sind 30 Prozent in einem günstigen Zustand, zum Beispiel verschiedene Wald-Lebensräume, alpine Heiden und Gebüsche sowie Fels-Lebensräume. 32 Prozent weisen einen unzureichenden Zustand auf, während sich 37 Prozent der untersuchten Lebensräume in einem schlechten Zustand befinden, vor allem die landwirtschaftlich genutzten Grünland-Flächen, aber auch Seen und Moore.

Erfolge gibt es vor allem dort, wo aktiv in Naturschutz investiert wird, wie zum Beispiel bei der Renaturierung von Flüssen. Das zahlt sich nicht nur für Tier- und Pflanzenarten, sondern auch für die Wasserqualität und den Hochwasserschutz aus. Hingegen zeigt sich, dass sich dort, wo Lebensräume intensiv bewirtschaftet werden, der Zustand der Arten weiter verschlechtert hat, wie bei vielen Insektenarten und besonders dramatisch bei Vogelarten in der Agrarlandschaft.

Schulze: „Auf vielen Wiesen und Weiden wird so viel gedüngt und so oft gemäht, dass sie für die Natur immer wertloser werden. Hier ist eine Trendwende dringend nötig. Erste Schritte haben wir bereits getan mit dem neuen Düngerecht und dem Aktionsprogramm Insektenschutz.“ Schulze kündigte an, als nächsten Schritt ein Insektenschutzgesetz auf den Weg zu bringen, das unter anderem artenreiches Grünland und Streuobstwiesen besser schützt. Der größte Hebel für ein Umsteuern sei aber die EU-Agrarförderung, die gerade neu verhandelt wird. „Das Geld sollte so eingesetzt werden, dass die Landwirtinnen und Landwirte für das honoriert werden, was sie für die Gesellschaft leisten – und dazu gehört ganz zentral der Naturschutz“, so Schulze.

Im Zuge der Corona-Pandemie ist auch die Bedeutung intakter Ökosysteme weltweit stärker ins Blickfeld geraten. Denn wenn Menschen in bislang weitgehend natürliche Ökosysteme vordringen, steigt das Risiko, dass neuartige Viren von der Tierwelt auf die Menschen übergehen. „Aber nicht nur in der Pandemie-Prävention, auch im Kampf gegen den Klimawandel wirkt der Naturschutz wie ein Impfstoff. Eine Natur mit intakten Mooren, Auen und naturnahen Wäldern ist besser gegen Dürren gewappnet“, sagte Schulze. „Eine intakte Natur ist Voraussetzung für eine krisenfeste Gesellschaft. Darum bin ich zuversichtlich, dass Naturschutz jetzt zu einem unverzichtbaren Teil unseres Weges aus der Krise wird.“

Hintergrundinformationen:

Alle sechs Jahre nehmen Bund und Länder eine Bewertung des Zustands der Natur in Deutschland vor. Dazu werden umfassende Berichte erstellt, die durch die Bundesregierung an die EU-Kommission zur Erfüllung der europäischen Fauna-Flora-Habitat (FFH)-Richtlinie und der EU-Vogelschutz-Richtlinie übermittelt werden. Grundlage für die Analyse ist ein Datenschatz, den ehrenamtliche Naturschützer*innen und Behörden bundesweit zusammengetragen: In rund 14.000 Stichproben haben sie im Zeitraum von 2013 bis 2018 den Zustand von Tieren, Pflanzen und Lebensräumen erfasst, die über die europäischen FFH- und Vogelschutzrichtlinien geschützt sind. Für den Vogelschutzbericht liefern die Programme des bundesweiten Vogelmonitorings eine weitere wichtige Datenbasis. Aus den Daten lassen sich auch Rückschlüsse auf die Lage der Natur in Deutschland insgesamt ziehen.

Das ausführliche Informationspapier „Die Lage der Natur in Deutschland“ sowie die Ergebnisse von FFH- und Vogelschutzbericht finden Sie unter www.bmu.de/DL2475.

Steckbriefe ausgewählter Arten und Lebensräume finden Sie unter www.bmu.de/WS5472


Für eine entschlossene Umweltpolitik in Deutschland und Europa

Pressemitteilung des Sachverständigenrats für Umweltfragen vom 14. Mai 2020:

Der Sachverständigenrat für Umweltfragen (SRU) veröffentlicht heute sein Umweltgutachten „Für eine entschlossene Umweltpolitik in Deutschland und Europa“ und erörtert es mit Bundesumweltministerin Svenja Schulze in einer Videokonferenz. Vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie verlieren Klimawandel und Biodiversitätsverlust aktuell an Aufmerksamkeit. Die langfristige Bedrohung der ökologischen Lebensgrundlagen bleibt aber bestehen. Die aktuelle Krise zeigt zudem eine ungeahnte Verletzlichkeit unseres Lebens und Wirtschaftens auf. So unterschiedlich die beiden Krisen sind, gemeinsam ist ihnen, dass sie nur durch gemeinsames und entschlossenes Handeln überwunden werden können. Die jetzt notwendige Wiederbelebung der Wirtschaft sollte genutzt werden, neue Wege zu gehen. „Großangelegte Konjunkturprogramme müssen ökologisch zukunftsfähig sein“, sagt die SRU-Vorsitzende Prof. Claudia Hornberg. „Es sollte in Lösungen investiert werden, die die umweltverträgliche Entwicklung der Wirtschaft fördern.“ Die Bundesregierung sollte sich dafür stark machen, dass auch die EU-Konjunkturprogramme darauf ausgerichtet sind, den European Green Deal zu verwirklichen.

Für Deutschland wie für die EU gilt: Die Politik muss unter Beweis stellen, dass sie angesichts der enormen ökologischen und wirtschaftlichen Herausforderungen handlungsfähig ist. „Die EU steht mit Blick auf die planetaren Grenzen gerade im Klimaschutz vor großen Herausforderungen. Daher muss die Umweltpolitik im Rahmen des European Green Deal sichtbarer Bestandteil der europäischen Wirtschafts-, Verkehrs- und Agrarpolitik sein. Zugleich müssen für Umsetzung und Monitoring verbindliche Vorgaben gemacht werden“, hebt Prof. Christian Calliess hervor. Auch bislang nicht ökologisch ausgerichtete Wirtschaftsbereiche wie die Landwirtschaft und der Verkehr müssen jetzt Umwelt- und Klimaschutz in den Vordergrund stellen. Der SRU schlägt deshalb in verschiedenen Schlüsselbereichen Veränderungen vor.

Um den Klimawandel zu bremsen, ist es unerlässlich, die Gesamtmenge an CO2 zu begrenzen, die noch ausgestoßen wird. Diese entscheidet maßgeblich über das Ausmaß der Erwärmung. Der SRU empfiehlt der Bundesregierung deshalb, ihre Klimapolitik an einem langfristigen CO2-Budget auszurichten, das im Einklang mit den Temperaturzielen von Paris steht. Prof. Wolfgang Lucht erläutert: „Ein ausreichendes, faires und angemessenes deutsches CO2-Budget beträgt maximal 6,7 Milliarden Tonnen CO2 ab 2020. Bei linearer Reduktion muss Deutschland schon 2038 CO2-neutral sein, nicht erst 2050.“ Entschlossene Klimaschutzmaßnahmen sind daher dringend erforderlich.

Seit Jahren sprechen wir davon, auf dem Weg zur Kreislaufwirtschaft zu sein. Die Zahlen zeigen aber: Deutschland nutzt nach wie vor zu viele Rohstoffe und verursacht damit gravierende Umweltbelastungen. „Stoffströme müssen verringert und es muss eine konsequente Produktpolitik implementiert werden, damit mehr Rohstoffe im Kreislauf geführt werden können“, stellt Prof. Vera Susanne Rotter heraus. „Es ist wichtig, dass Produkte langlebig, reparaturfreundlich, recyclinggerecht und schadstofffrei sind.“ Der SRU empfiehlt, die Abfallhierarchie zu einer Kreislaufwirtschaftshierarchie weiterzuentwickeln, um diese Aspekte zu verankern. Konkret sollte z. B. die Ökodesign-Richtlinie auf weitere Produktgruppen ausgedehnt werden. Recycling ist nicht nur an Quoten, sondern auch an seiner Qualität zu messen.

Intakte Gewässer sind die Voraussetzung für funktionierende Ökosysteme, Artenvielfalt sowie lebendige Landschaften und spielen eine wichtige Rolle bei der Klimaanpassung. Europäisch vereinbarte Gewässerschutzziele werden flächendeckend verfehlt. Prof. Manfred Niekisch betont: „Für die Renaturierung der Flüsse müssen mehr Flächen an den Gewässern bereitgestellt werden.“ Außerdem erfordert die Umsetzung der europäischen Wasserrahmenrichtlinie eine verbindliche Planung sowie ausreichend Gelder und Fachpersonal.

Viele Menschen in Deutschland sind hohen Belastungen durch den Verkehrslärm ausgesetzt. „Diese Lärmbelastungen stellen ein erhebliches Gesundheitsrisiko dar“, erläutert Prof. Hornberg. Sie treffen sozial Benachteiligte häufiger als andere. Um den Schutz vor Verkehrslärm zu verbessern, empfiehlt der SRU bundesweit festzulegen, ab welcher Lärmbelastung Kommunen verpflichtet werden, Lärmschutzpläne aufzustellen. Außerdem sollten die gesundheitsbezogenen Lärmschwellen in Deutschland deutlich verschärft und die europäischen Emissionsgrenzwerte für Fahrzeuggeräusche anspruchsvoll ausgestaltet werden.

Der Stadtverkehr wird seit Jahrzehnten vom Auto dominiert. Die Folgen sind Lärm, Luftverschmutzung, ein wachsender Flächen- und Energieverbrauch sowie hohe Gesundheits- und Umweltkosten. ÖPNV, Fuß- und Radverkehr sollten nach Auffassung des SRU stark ausgebaut werden. Die Novelle der StVO ist für ein Umsteuern noch nicht ausreichend und muss nachgebessert werden. „Eine konsequente Parkraumbewirtschaftung und eine streckenabhängige Pkw-Maut sollten dazu beitragen, einer aktiven und umweltfreundlichen Mobilität in der Stadt Raum zu geben“, sagt Prof. Claudia Kemfert.

Der SRU empfiehlt, Quartiere als geeignete Handlungsebene für die Umwelt- und Klimapolitik stärker zu nutzen. Quartiersbezogene Maßnahmen bergen Potenziale für den Umwelt- und Klimaschutz und ermöglichen Synergien mit anderen Zielen. Sie sind der Betrachtung von Einzelgebäuden überlegen. Hierzu zählen die Versorgung durch Wärmenetze, serielle energetische Sanierung und die lokale Erzeugung erneuerbarer Energien.

„Um die städtische Energiewende voranzubringen, sollte die Eigenversorgung mit Strom und Wärme künftig gesetzlich vereinfacht und die gemeinsame Erzeugung sowie nachbarschaftliche Versorgung mit Energie erleichtert werden. Diese Aspekte sollten in das Gebäudeenergiegesetz Eingang finden“, betont Prof. Lamia Messari-Becker.

Der wirtschaftliche Neustart nach der Corona-Pandemie sollte dazu genutzt werden, die Weichen in Richtung ökologischer Transformation zu stellen. Die enormen Mittel, die für die konjunkturelle Wiederbelebung eingesetzt werden, müssen konsequent an den Zielen der Klimaneutralität und des Umweltschutzes ausgerichtet werden.

Das Umweltgutachten „Für eine entschlossene Umweltpolitik in Deutschland und Europa“ steht auf der Website des SRU zum kostenlosen Download zur Verfügung.

Weitere Informationen erhalten Sie bei Dr. Julia Hertin, Tel.: +49 30 263696-118, E-Mail: julia.hertin@umweltrat.de

Der Sachverständigenrat für Umweltfragen (SRU) berät die Bundesregierung seit fast 50 Jahren in Fragen der Umweltpolitik. Die Zusammensetzung des Rates aus sieben Professorinnen und Professoren verschiedener Fachdisziplinen gewährleistet eine wissenschaftlich unabhängige und umfassende Begutachtung sowohl aus naturwissenschaftlich-technischer als auch aus ökonomischer, rechtlicher und gesundheitswissenschaftlicher Perspektive.

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Der Rat besteht derzeit aus folgenden Mitgliedern:

Prof. Dr. Claudia Hornberg (Vorsitzende), Universität Bielefeld

Prof. Dr. Manfred Niekisch (stellv. Vorsitzender) Professor für Internationalen Naturschutz

Prof. Dr. Christian Calliess, Freie Universität Berlin

Prof. Dr. Claudia Kemfert, Hertie School of Governance und Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung Berlin

Prof. Dr. Wolfgang Lucht, Humboldt-Universität zu Berlin und Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung

Prof. Dr.-Ing. Lamia Messari-Becker, Universität Siegen

Prof. Dr.-Ing. Vera Susanne Rotter, Technische Universität Berlin

Sachverständigenrat für Umweltfragen

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Geschäftsstelle

Luisenstraße 46, 10117 Berlin

+49 30 263696-0

info@umweltrat.de

www.umweltrat.de

Twitter: @umweltrat


Wildpflanzen als Substrat für Biogasanlagen

Berichte des Netzwerks Lebensraum Feldflur zum Einsatz von anspruchslosen Wildpflanzen.

Auf jedem fünften Hektar der landwirtschaftlichen Fläche werden inzwischen nachwachsende Rohstoffe angebaut – hauptsächlich zur Energieproduktion. Ein wesentlicher Anteil dient der Energiegewinnung durch Biomasse. Dies führte regional zu einer Verengung der Fruchtfolge und zu massiven Nachteilen für die Artenvielfalt in den ländlichen Räumen.

Das Netzwerk Lebensraum Feldflur ist ein Zusammenschluss aus 27 Akteuren der Jagd, des Naturschutzes und der Energiewirtschaft. Es will mit dem Projekt „Energie aus Wildpflanzen“ die Biogaserzeugung aus Biomasse enger mit den Zielen des Arten-, Natur- und Umweltschutzes verknüpfen und Mischungen aus heimischen Wildpflanzenarten als eine ökologisch notwendige und ökonomisch tragfähige Ergänzung zu konventionellen Energiepflanzen in der landwirtschaftlichen Praxis etablieren.

Weitere Berichte siehe https://lebensraum-brache.de


Weiterentwicklung der Gemeinsamen Agrarpolitik ab 2021: Erfordernisse zum Erhalt unserer Agrarvögel

Extensiv genutztes Grünland als Brut- und Zugquartier in gemeinsamer Unterhaltung von Landwirten und Naturschutz (BSH). Foto: U. Kuhn

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In Winterquartieren und auf dem Durchzug benötigen Kampfläufer und Alpenstrandläufer stocherfähiges feuchtes Grünland, um Nahrungsorganismen zu erreichen. Foto: W. Brinkschröder

Wegen wiederholter Nachfrage zum Thema „Lebensraumansprüche und Gefährdung der Vögel in Agrargebieten“ wird hier das dazu passende Positionspapier „Erfordernisse zum Erhalt unserer Agrarvögel“ (21 S.) der Fachgruppe Vögel der Agrarlandschaft  der Deutschen Ornithologen-Gesellschaft (DO-G) wiedergegeben.

Das gemeinsame Positionspapier der DO-G und des Dachverbands Deutscher Avifaunisten (DDA) aus 2011 (14 S.)  kann unter folgendem Link heruntergeladen werden: DO-G Positionspapier Agrarvoegel 21.10.2019


NAFOR Jahresbericht 2018

Das Berichtsjahr 2018 ist das Jahr einer extremen sommerlichen Dürre.  Das hatte vielerlei Folgen für das Überleben wildlebender Organismen. Während Obstbäume zu den wenigen Gehölzen gehören, die vergleichsweise gut durch die Zeit kamen und zu überdurchschnittlichen Ernten führten,  fehlte den meisten Waldbäumen, vor allem älteren Nadelbäumen ein Mindestniederschlag. Betroffen war auch die gesamte Palette des Landbaus. Grünland verdörrte auch infolge hoher Sonneneinstrahlung flächenhaft, Ackerkulturen von Kartoffeln bis Mais mussten mit Grundwasserpumpen monatelang berieselt werden oder vertrockneten. Fließgewässer und Talsperren verzeichneten stark abgesunkene Wasserstände.

Das betraf in Folge zahlreiche Lebensgemeinschaften. Am deutlichsten wurde das bei den Insekten. Zahlreiche Schmetterlingsarten und andere Fluginsekten gab es nicht mehr zu beobachten, auch die Frontscheiben der Autos blieben diesbezüglich sauber. Schnecken und andere wasserabhängige Arten waren kaum noch zu finden. Ausfälle waren auch bei Bruten von insektenfütternden Vogelarten wie Fitis und Star zu verzeichnen.  Diese katastrophale Entwicklung wurde verstärkt durch den jahrzehntelangen Pestizideinsatz in der Landwirtschaft (Glyphosat, Neonikotinoide  etc.), nicht zu vergessen auch der Schwund von Lebensräumen wie Brachen und Gebüschen. Die Mitglieder von NaFor beschäftigten sich ausnahmslos mit dieser Entwicklung und führten Pflanzaktionen, die Verteilung von (amtlich zugelassenen)

Wildkraut-Aussaaten durch oder setzten sich für die durchgängige Fütterung von Vögeln ein, also auch für die Sommerfütterung mit heimischen Saatkollektionen und Fettfutter. Dabei wurde nicht verkannt, dass es sich um Hilfsmaßnahmen handelt, die leider primär nur  häufigen  Arten zu Gute kommt. Das Nachsehen hatten sowohl Vogelarten wie z. B. Hauben- und Weidenmeise als auch Schmetterlingsarten wie Aurorafalter und Bläulinge.

Die hohen Temperaturen führten auch zu Großbränden in der Tinner Dose (Emsland) und im Goldenstedter Moor. Die tage- bis wochenlangen Einsätze der Feuerwehren veränderte die Pflanzengesellschaften lokal erheblich. NaFor hat entsprechende Vorschläge unterbreitet, um künftig vorbeugend zu handeln. Das betraf auch die Gefahr durch Osterfeuer und deren Funkenflug.

Mit einem inhaltlich auf den Artenschwund reagierenden Merkblatt  unter dem Titel  „Vom Wegrand in den Garten“ wurden von der bekannten Buchautorin und Biologin Veronika Straaß (München) Vorschläge unterbreitet, wie jeder Gartenbesitzer positiv gegensteuern kann.

Begleitet wurde die Thematik auch mit Pressemitteilungen. Von Seiten des Tierschutzes (BMT) wurde darüber hinaus eine PM durch NaFor veröffentlicht, die das vom BML proklamierte staatliche Tierwohlkennzeichen kritisiert: Die von

Ministerin Klöckner vorgestellten freiwillig zu erfüllenden Minimalzugeständnisse für die Tiere als „Tierwohlkennzeichen“ zu bezeichnen, ist daher mehr eine 70 Millionen teure Werbestrategie des Bundes als eine Abkehr von der Intensivtierhaltung: Kastenstände und Vollspaltenböden sind weiterhin erlaubt; Mastschweine mit über 110 kg dürfen selbst in der Premiumstufe auf gerade mal 1,5 qm gehalten werden, davon 0,5 qm Auslauf. Die erste Stufe unterschreitet sogar den gesetzlichen Mindeststandard, denn das EU-weite Verbot des routinemäßigen Kupierens der Schweineschwänze ist kein Ausschlussgrund. Das staatliche Tierwohlkennzeichen ist weder ein sinnvoller Ansatz, die Tierhaltung in der Landwirtschaft verantwortungsvoll umzugestalten noch die immensen Belastungen durch die landwirtschaftliche Tierproduktion für Natur- und Umwelt abzusenken. In die Zukunft für das Gemeinwohl ausgerichtete Politik sieht anders aus.

Die Beteiligung bei Planfeststellungsverfahren wurde regelmäßig fortgeführt. Eine Übersicht größerer Verfahren zeigt die anliegende Tabelle. Im Falle einiger NSG-Verfahren und Hochwasserschutzplanungen wirkten Mitglieder von NaFor mit.

Das betraf zum Beispiel die Deichproblematik im Niederelberaum, Bauleitplanungen entlang der Autobahnen (A 18-20) und Gesetzesvorhaben wie die Modernisierung des Strahlenschutzrechtes.

Gegenüber der Republik Polen wurde Protest eingelegt gegen die Beseitigung von 300 alten Bäumen, darunter 30m hohe Linden im Nationalpark Bialowieza und als Konsequenz die Aufstockung der naturgeschützten Kernzone von 15% auf 30% gefordert.

Akkermann


NAFOR Jahresbericht 2016

Das Berichtsjahr 2016 stand umweltpolitisch unter dem Zeichen des Klimaschutzes und der Förderung umweltfreundlicher Energien. Das NaturschutzForum  Deutschland äußerte sich öffentlich, auch in diesem Zusammenhang,  zu Fragen des Artenschutzes und der Wiederansiedlung bedrohter Säugetiere, zum Nachweis von  mediterranen Neozoen auch in Norddeutschland sowie zur Novellierung  der Bundesdüngeverordnung und zum Bundesverkehrswegeplan.

Die gesetzlichen Beschränkungen im Rahmen des Ausbaus der Windenergie standen erneut zur Debatte. Den Verband erreichten Beschwerden im Zusammenhang mit zu geringen Abständen zu Schutzgebieten oder Siedlungen  und Forderungen nach Erdverkabelung. Diese wurde auch von Mitgliedern des NaFor im Zusammenhang mit der Südlink und anderen Trassen erneut gefordert. Dabei ging es um die Vermeidung der Höchstbarrieren mit 380 kV-Leitungen, deren freistehenden Masten ein Mehrfaches an Höhe darstellen als bei den bislang üblichen 110 kV-Einrichtungen. Dagegen wenden sich zwar wegen Flächenverlustes und Erderwärmung betroffene Landwirte, doch ist das das geringere Übel, um aus der Abhängigkeit von Atomstrom herauszukommen. Nach wie vor laufen Variantendiskussionen, die streckenwiese aber immer noch sensible Landschaften überspannen oder durchschneiden. Leider sind schon vor Jahren,  zu Anfang der Beteiligungsverfahren,  zum Beispiel mit Tennet im Bereich des Dümmers, Vereinbarungen  auf der Grundlage einer  oberirdischen Trassenführung getroffen worden, zumal mit einer begrenzten Laufzeit von nur 30 Jahren.

Die jahrzehntelange europaweite Kritik an den Haltungsformen in der Tiermast und im Legehennenbereich haben in Bezug auf die Käfighaltung zu einer Verbesserung geführt. Die Freilandhaltung auch kleiner Betriebe wird verstärkt gefördert. Allerdings wies NaFor wiederholt darauf hin, dass die Nachfrage des Verbrauchers nach billigem Fleisch die Missstände in der intensiven Tierhaltung widerspiegelt. Die landschaftliche Situation verschärft sich vielerorts dadurch, dass für Ruhezonen immer weniger Platz gelassen wird und auch öffentliche Saumbiotope in einem großen Anteil in Anspruch und umgepflügt werden. Das NaturschutzForum hat wiederholt davor gewarnt, dass Kommunen den Umgang ihres Eigentums vor allem durch Biogas-Produzenten (Slogan: Stromgewinnung mit Endlager“) dulden oder es bei einmaligen Bußgeldern bewenden lassen, statt die Wiederherstellung des vorigen Zustands konsequent  anzuordnen, allemal, wenn sich die Flächen im Eigentum der öffentlichen Hand befinden. Dadurch lassen sich Hunderte von Hektar naturnaher Flächen wiederherstellen. Dass das bisher nicht geschehen ist, liegt meist am fehlenden politischen Willen der kommunalen Mehrheiten oder die Rücksichtnahme darauf durch die ausführenden Verwaltungen.

Nach der Eingabe von NaFor an das BML (Parlam.Staatssekretärin Dr. Flachsbarth), die als Stellungnahme in das Bundesbeteiligungsverfahren zur Bundesdüngeverordnung aufgenommen wurde, gab es eine weitere Eingabe – dieses Mal ungleich schneller zu regeln. Es ging um die Frage,  warum die zahlreichen Informationsschriften der AID (Bonn) nur noch zu einem sehr kleinen Anteil internet-öffentlich zugänglich gemacht werden. Es gibt kein öffentlich zugängliches Gesamtverzeichnis darüber. Durch das BML wurde nun zugesichert, das Verzeichnis zugeschickt zu bekommen. Sobald das eintrifft, wird das an alle Mitglieder von NaFor weitergeleitet. Näheres dazu siehe die PM vom 15. November.

Das Bürgerforum zur Neubauplanung Stuttgart 21 der Deutschen Bahn hatte telefonisch die Unterstützung von NaFor abgefragt. Diese bezog sich vor allem auf den Verlust von historischen Parkbäumen und diversen Versiegelungen. Eine direkte Verfahrensbeteiligung von NaFor besteht nicht.

Die Aktivitäten der Mitgliedsverbände von NaFor sind vielfältig und aus deren Online-Auftritten ersichtlich (Beispiele sind: vbio.de; ag-artenschutz.de, bsh-natur.de). Eine Wiedergabe ist deshalb entbehrlich. Es wurde angeregt, sich 2017 ff. auch für  die von ihnen vorgeschlagenen Tagungsorte in anderen Bundesländern für die JVV zu entscheiden. Leider beendeten der Botanische Verein zu Hamburg und der Gartenbauverein Saar-Pfalz ihre Mitgliedschaft, aus persönlichen  Gründen oder weil die thematischen Schwerpunkte anders liegen. Die fachlichen Kontakte werden weiter bestehen.

Die im Dezember 2015 erschienene Veröffentlichung zur Jade – Flusslandschaft am Jadebusen (siehe www.jadebuch.de)  wurde von NaFor unterstützt. Drei Mitglieder des Präsidiums stellten die fünfköpfige Redaktion. Die Vorstellung im  UNESCO-Weltnaturerbe Wattenmeer Besucherzentrum Wilhelmshaven  fand im Mai 2016 vor großem Auditorium statt. Der Verkauf ist positiv. Alle 71 Autorinnen und  Autoren haben auf ein Honorar verzichtet.

NaFor und BSH  setzen drei Informationsreihen fort, im Berichtsjahr erschienen zwei Öko-Porträts zum Maskenschläfer (Gartenschläfer, Nr.53) und Fischadler (Nr.54). Es wurde angeregt, Texte für die beiden anderen Reihen einzureichen, denn das letzte Blatt der Biotope erschien 2011, das der Merkblätter 2013. Anregungen zu 50 weiteren Merkblatt-Themen gibt eine aktualisierte Liste.

Die Pressemitteilungen von NaFor bezogen sich auf die Themen Tigermücken, Maskenschläfer, Eschensterben, Fischadler, Bundesverkehrswegeplan, Abfälle in der freien Landschaft durch Luftballon-Wettbewerbe sowie die AID-Broschüren.

 

Liesa-Marlena von Essen, M. Sc.

        Präsidentin von NaFor


NAFOR Jahresbericht 2015

Naturschutzpolitische Fragen hatten in 2015 bei der Bundesregierung eine eher nachrangige Priorität gegenüber anderen drängenden politischen Themen, die nicht zu den Ressorts des BMU oder BML gehören. Hier standen Anschluss-Termine im Rahmen von Fördermaßnahmen zugunsten der Biodiversität im Vordergrund; sie betrafen vor allem Großinvestitionen in Schutzgebieten. Die naturschutzrelevanten Gesetzeswerke wie die Novellierung des Bundeswaldgesetzes verblieben weiterhin in der Beratungsphase.

Die Aktivitäten von NaFor betrafen die gelegentliche Information der Mitgliedsvereine und Mitglieder des Präsidiums zu aktuellen Themen wie Gewässerschutz, das weitere Vordringen von Wölfen und Reaktion der betroffenen Schäfereien, Gentechnik und sonstige Themen aus Biologie und Ökologie.

In Pressemitteilungen wurde auf neue Publikationen hingewiesen, bei denen NaFor mitgewirkt hat, darunter ein neues Ökoporträt „Laubsänger des Nordens – Zilpzalp, Fitis, Waldlaubsänger“ (4 S.) und unter dem Titel „Wühlmäuse – ungeliebte Gartenbewohner und Nahrung für Beutegreifer“ das Blatt „Die Schermaus, Arvicola terrestris“.(4 S.). Besonders die Abbildungen von Tierfotografen und Artenkennern überzeugen. Mit dem Laubsänger-Blatt endet die jahrzehntelange Kooperation mit der Grafik und Bildgestaltung Rudi Gill (München) aus dessen gesundheitlichen Gründen.

Die inzwischen 155 Merkblätter (abrufbar unter www.bsh-natur.de / Service / Herunterladen) haben bundesweite Resonanz gefunden und sind das Aushängeschild der hier miteinander kooperierenden Verbände NaFor, NVN und BSH. Vorbild für diese Art Merkblätter waren die seit den siebziger Jahren durch den Bayerischen Landesverband für Gartenbau und Landespflege, durch das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten sowie durch die Bayer. Landesanstalt für Bodenkultur und Pflanzenbau/Abt. Boden- und Landschaftspflege herausgegebenen Merkblätter (Beispielthemen: Hecken, Feldgehölze und Feldraine in der landwirtschaftlichen Flur. Obstbäume für den Garten. Der grüne Friedhof. Ratschläge zur Baumpflege. Gewürzpflanzen für den Hausgarten, Die Verwendung der Stauden. Die fachgerechte Kompostierung von Gartenabfällen.).

Nach fünfjähriger Vorarbeit wurde ein größeres Buchprojekt unter dem Titel: „Die Jade – Flusslandschaft am Jadebusen. Landes- und naturkundliche Beiträge zu einem Fluss zwischen Moor, Marsch und Meer“ zum Abschluss gebracht. Mitgearbeitet haben auf 482 (anl. CD: 616) S. 71 Autorinnen und Autoren. Herausgeber sind die NaFor-Mitglieder BSH und Oldenburger Landesverein. Der fünfköpfigen Redaktion gehören mit Heiko Brunken, Liesa-Marlena von Essen und Remmer Akkermann drei dem Präsidium von NaFor an. Der umfangreiche und mit 438 Abb., 25 Tab. und 72 Übersichtskarten gut illustrierte Band wird am elften Dezember 2015 im Wattenmeerhaus Wilhelmshaven öffentlich vorgestellt.
Gedankt wird den Sponsoren NLWKN, Oldenburgische Landschaft, Barthel-Stiftung, LzO und anderen (ISBN 978-3-7308-1075-0, 26,80 EUR). Ein Vorabhinweis ist online zu sehen unter www.jadebuch.de.

Da sich Mitgliedsvereine von NaFor über die Bagatellisierung der bundesweiten Aktion „Mundraub“ beschwerten, wurde anlässlich der Auszeichnung dieser Aktion
durch das BMBF am 1. Oktober eine Erklärung von NaFor abgegeben. Darin wird auch die Kehrseite dieser Aktion beleuchtet, unter anderem der finanzielle Verlust für Besitzer offen zugänglicher Streuobstwiesen – wie Gartenbau- und Naturschutzvereine-, von deren Flächen mit Fahrzeugen und großen Behältnissen das Obst entwendet wurde. Das hat nichts mehr mit „Mundraub“ zu tun, so NaFor.

Ein wichtiger Aspekt war im Zeichen der TA „Straßenbäume“ auch der Schutz bestehender älterer Alleen. Hier unterstützt NaFor die Initiative des Niedersäch-sischen Heimatbundes, der dazu aufruft, vorhandene erhaltenswürdige Alleen zu melden, so dass sie in einem Schutzkataster aufgelistet werden können und auch bei Planverfahren berücksichtigt werden sollten.

Das Blühstreifenschutzprogramm in Niedersachsen wurde von den Berufs- und Erwerbsimkern in Deutschland als vorbildlich ausgezeichnet. Diese Fördermaßnahme des NML wurde von NaFor begrüßt. Auch die Mitgliedsverbände
des NaturschutzForums sind schon seit langem und immer wieder bemüht, die wichtige Arbeit der Imker auf der Basis der Förderung von Nektarien in der freien Landschaft ebenso wie im besiedelten Bereich zu unterstützen. Auf den allgemeinen Bestandsschutz und die Berücksichtigung der Ansiedlung durch die nicht-schwarmbildenden Solitärbienen wurde gleichermaßen aufmerksam gemacht.

Anlässlich der Grünen Woche 2015 sprach sich NaFor für die stärkere Förderung der ökologischen Leistungen durch Landwirte aus, zum Beispiel im Falle der Weidemilch.. Die entsprechende EU-Förderung ist vorgesehen, wurde jedoch durch den Bauernverbandspräsidenten.im Beisein des EU-Agrarkommissars Hogan dahin- gehend relativiert, dass er gegen Begriffe wie „industrielle Landwirtschaft“ und „Massentierhaltung“ argumentierte.

Mit Schreiben vom 29. März 2015 nahm NaFor in Rücksprache mit der zuständigen Staatssekretärin mehrseitig Stellung zum Entwurf zur Neuordnung der guten fachlichen Praxis beim Düngen (Düngeverordnung – DüV). Darin wird unter anderem kritisiert, dass lediglich Kohlenstoffkreisläufe zu Grunde gelegt werden, nicht aber die ökologische Gesamtheit des Bodenlebens incl.Mesofauna, auf die damit z.B. bei der Ausbringung von Gülle und Biogas-Gärresten keine Rücksicht genommen zu werden braucht. Die DüV ist noch nicht abschließend erlassen.

Die Erklärungen von Papst Franziskus wurden von NaFor mit PM vom 16. Juli 2015 begrüßt. Nach den gemeinsamen Erklärungen der beiden christlichen Kirchen in Deutschland hat nun erstmals das Oberhaupt der katholischen Kirche eindeutig zugunsten der Natur, von Regenwäldern und nachhaltigem Wirtschaften Stellung genommen. Das wird sehr beachtet und fördert die Lebensgrundlagen des Menschen. Unter anderem fordert Franziskus eine neue universale Solidarität aller Interessengruppen zugunsten d er Natur.

Liesa-Marlena von Essen, M. Sc.
Präsidentin von NaFor


NAFOR Jahresbericht 2014

Ein Schwerpunktthema betraf den breiten Komplex der Kompensationen von Eingriffen in die Landschaft. Seit Jahren sind Verursacher von Eingriffen daran interessiert, möglichst wenig Ausgleichs-und Ersatzmaßnahmen auferlegt zu bekommen und –falls doch – diese nur zögerlich oder gar nicht umzusetzen. Dabei kommt der Umstand zugute, dass die unteren Behörden personell kaum in der Lage sind, die Umsetzung der verfügten Auflagen zu überwachen. So wurde von Seiten NaFors und anderer Verbände bei einer agrarindustriellen Anlage  im Bereich des Wiehengebirges konkret nachgerechnet, dass nur 10% der Auflagen erfüllt worden waren und man es dabei beließ. In den achtziger Jahren mussten bauliche Veränderungen vielfach noch im Flächenverhältnis 1:2 ausgeglichen werden, heute

können wir froh sein, wenn im Verhältnis zum überbauten Areal eine gleich große Fläche stillgelegt wird. Leider bedienen sich Planer immer öfter spezifischer Berechnungsschlüssel, die zum Beispiel weniger schutzwürdige Vegetation hinsichtlich des Ausgleichsbedarfs niedriger bewerten, obwohl vor allem der Verlust an Fläche zählt.

Beim „Flächenfraß“ stehen die Bauaktivitäten von Siedlung und Gewerbe mit Abstand im Vordergrund, auch auf Kosten landwirtschaftlicher Flächen. Das wiederum führt zu einem immer höheren Druck auf die verbliebenen Saumbiotope. Ein flächenhaftes Ärgernis zeigt sich darin, dass die satzungsmäßig vorgegebenen Abstände zu Gewässern und Wegen immer geringer werden oder gar nicht mehr vorhanden sind. Die Wiederherstellung dieser Streifenbiotope bis hin zur Wiedereinrichtung ehemaliger breiter Schaftriften gehört nach NaFor-Auffassung zu den ständigen Aufgaben von Gebietskörperschaften, deren Eigentum fremdgenutzt wird, statt dass hier Blühstreifen bis zur Samenreife ihre Entwicklung während der gesamten Vegetationsperiode nehmen können. .

Der Biotopverbund bestimmt nach wie vor zahlreiche ministerielle und kommunale Fördermaßnahmen, zum Teil unterstützt oder ausgeführt durch Naturschutzverbände und Stiftungen wie die Bingo-Umweltstiftungen oder DBU. Auch Mitgliedsverbände von NaFor sind hier mit kleineren oder großflächigen Projekten eingebunden. Hilfreich sind bundesweit durchgeführte Maßnahmen der Gebietskooperationen gemäß der EU-Wasserrahmenrichtlinie. Die Bestandsaufnahmen machen deutlich, wie stark Gewässer zweiter Ordnung belastet sind. In einem Bundesland wie Niedersachsen betrifft das mehr als 70%, allerdings vor weiterer Degradation bewahrt durch das „Verschlechterungsverbot“, das von NaFor begrüßt wird.

Zum Schutz des Grundwassers und der Sandlückenmesofauna wurde von NaFor die Senkung des Nitrats einschließlich der düngebedingt eingetragenen Begleitstoffe angemahnt. Nach einer leichten Erholungsphase steigt der Nitratgehalt wieder an, in den agrarindustriell bestimmten Gebieten Westfalens und Norddeutschlands überdurchschnittlich stark. Während diese Situation oberflächennahe auch schon in den siebziger Jahren nachgewiesen wurde (120 mg und höher/ltr), ist die durch das Sandgefüge vordringende Nitratfront nunmehr in tieferen Zonen bis hin zu tiefen Trinkwasserbrunnen bis 18m und tiefer nachweisbar. Das Naturschutzforum  sieht in der Ausdehnung von kontrollierten Wasserschutzgebieten und die Bodenberuhigung durch Aufforstung und Dauerbrachen einen Weg aus diesem Dilemma. Das Verschneiden von Trinkwasser ist nur ein Notbehelf.

Im Berichtsjahr ging es verbandspolitisch auch um die Verhinderung des Baus einer Salzpipeline, die vom Einzugsgebiet der Werra/Oberweser bis zum Jadebusen im Gespräch war. Unverständlicherweise sprachen sich dafür auch politische Gruppierungen in Hessen aus, obwohl hätte bekannt sein müssen, dass die Salzvegetation, aber auch touristische Interessen davon sehr negativ betroffen gewesen wären. NaFor hat sich für die

Entsalzung der Abläufe in die Weser ausgesprochen, nicht aber für die weitere Verklappung in einen der großen deutschen Flüsse.

Die Trassenfrage für die Höchstspannungsleitung von der Nordsee in die Hauptverbrauchsgebiete des Südens wurde weiter diskutiert. Dabei wurde einvernehmlich mit Bürgerinitiativen die Verlegung der Kabel in den Boden gefordert, vor allem dort, wo sensible Gebiete wie Flussniederungen, Bruthabitate bedrohter Arten (z.B. Wiesenweihe) sowie Siedlungen betroffen sind. Der Verlauf der Trassen sollte öffentlich vorgestellt und mehrheitlich akzeptiert werden können.  Derartige Abstimmungen laufen mit Tennet und Eon seit Jahren.

Dass sich junge Wölfe aus den angestammten Rudeln auf den militärischen Übungsplätzen in der Lausitz und Lüneburger Heide absetzen und neue Reviere weiter westlich suchen, ist zu erwarten gewesen. Darum kümmern sich inzwischen zahlreiche Wolfsbeauftragte der Jägerschaft und der Naturschutzvereine. Der nahe dem Waldkindergarten in Goldenstedt (Nds.) beobachtete Wolf wurde Schafen zum Verhängnis. NaFor hält es angesichts der Notwendigkeit des Einsatzes von Schafen in der Landschaftspflege für erforderlich, die Schäden schnellstmöglich durch das Land zu ersetzen, ähnlich wie bei Wildgänsen, das gilt auch für den genetischen Nachweis, andernfalls würde sich die Forderung nach ausnahme-genehmigten Abschüssen verstärken. Ansonsten gibt es Vergrämungen, die Wirkung zeigen, sobald Wölfe den Wohnhäusern zu nahe kommen. Dabei sollen die Tiere lernen, dass es

besser ist, Abstand zu halten. Besuche von NaFor-Angehörigen in Polen (Slonsk) erbrachten trotz intensiver Suche keine erfolgreichen Beobachtungsergebnisse, obwohl Wildbiologen wussten, dass sich ein Rudel in der Nähe aufhielt.

Bei einzelnen Projekten von NaFor-Mitgliedsvereinen wurden -auch gemeinsam mit Landfrauen- naturnahe Gärten entwickelt oder völlig neu auf kommunalem Grund angelegt, unterstützt von Schulen, Jägerschaften und Bürgervereinen, auch im Sinne von Gartenbauvereinen. Dabei ging es um Heil- und Küchenkräuter, Obstwiesen mit alten Hochstammsorten, Wallhecken oder kleine botanische Gärten zur Förderung der Artenkenntnis. Dieses Miteinander verschiedener Interessengruppen hat sich sehr bewährt und soll auch künftig fortgeführt werden.


NAFOR Jahresbericht 2013

Mit der Bundestagswahl rückten im Berichtsjahr bundespolitische Aktivitäten in den Vordergrund des Interesses. Anstelle einer Befragung der politischen Parteien wurden die Parteiprogramme und der Koalitionsvertrag der großen Koalition kritisch durchleuchtet. Es fiel auf, dass dem Naturschutz außer den EU-Verbindlichkeiten kein besonderer Stellenwert beigemessen wurde, einmal abgesehen von den klimapolitischen Leitzielen. Über Forderungen des Artenschutzes wachten lediglich die Verbindlichkeiten der EU-Richtlinien, insbesondere der Wasserrahmenrichtlinie. Die danach fortzuschreibenden Arbeits-programme hatten unter anderem das Ergebnis einer mehrheitlich schlechten Gewässerqualität der Fließ- und Grundwasserkörper. Ein Rettungsanker war das Verschlechterungsverbot, woran sich aber vor allem in den viehdichten Arealen viele Flächenbewirtschafter nicht gehalten haben. NaFor hat sich nachdrücklich, auch über seine Mitgliedsvereine, dafür ausgesprochen, die Sanierungen und Laufverlängerungen von Fließgewässern II. Ordnung voranzubringen.
Die anhaltende Diskussion zugunsten der Verlegung von Erdkabeln betraf auch die Nord-Süd-Fernleitungen. Die Energieversorgungs- und Trassenfirmen schienen es wenig eilig zu haben, um den umweltpolitischen Erwartungen zu entsprechen, unter anderem daran ersichtlich, dass ungeeignete Trassenvarianten vorgeschlagen wurden, die für Verbände wie NaFor nicht in Frage kamen. Offensichtlich verharren die großen Versorger noch im Atomzeitalter Zunehmend ist nun aber abzusehen, welche immensen Kosten damit verbunden sind, angefangen bei der Umstellung auf die neuen Systeme bis hin zum kompletten Abbau von Reaktoren und der Atommülllagerung für die Ewigkeit. Damit ergeben sich wachsende Kilowattpreise, die ungleich höher liegen als seinerzeit angegeben, was diese Stromgewinnung seinerzeit politisch erst möglich gemacht hat. Das Naturschutzforum hat wiederholt auf diese neue Sicht der Dinge und die Gefahr der Sozialisierung künftiger Entsorgungskosten hingewiesen.
Erläutert wurde das auch von NaFor unterstützte mehrjährige Auswilderungsprojekt von Gartenschläfern im Emsland, geleitet von Prof. Schröpfer, der hier gemeinsam mit einem wissenschaftlichen Betreuungsteam einschlägige Erfahrungen umsetzt.
Die Aufgabe der Koordination eines dezentral strukturierten Dachverbandes bei Bundesbelangen wurde vereinzelt wahrgenommen. Das betraf auch die Beteiligung von NaFor bei Planverfahren zu Nord- und Ostsee, Schifffahrt, Forsten und Landwirtschaft.
Veröffentlichungen zum Thema „Haselreiche Gebüsche – Förderung von Kleinsäugetieren und Brutvögeln der Feldmark durch Anlage von Gehölzsäumen und Bruthilfen“ (Merkbl. 78) wurde ebenso gefördert wie die auf 5 Jahre ausgelegte Buchkonzeption zum Fluss „Die Jade“ gemeinsam mit 70 AutorInnen.
Im September 2013 wurde in Bremen ein neues Präsidium gewählt. In Nachfolge des bisherigen Präsidenten, Prof. Dr. Heiko Brunken, wurde die Meeresbiologin Liesa-Marlena von Essen (M.Sc.) einstimmig zur neuen Präsidentin gewählt. Außerdem gehören Kathrin Kroker (M.Sc. Forst) und Anne Brodauf (M.Sc. Biol.) dem neuen Präsidium an. Die anderen Mitglieder im Ehrenamt sind weiterhin dabei, darunter auch geschäftsführend Dr. Martine Marchand.