„Mundraub“ verharmlost Diebstahl?

Naturschutzforum hält diese Aktion für grenzwertig

Oldenburg. Die beschwichtigenden Erklärungen der gleichnamigen Internetplattform, man mache Interessierte an Hand von Karten nur darauf aufmerksam, wo es Obst, Gemüse oder Kräuter im öffentlichen Raum kostenlos zu ernten gebe, sofern die Eigentumsrechte respektiert würden, haben auch ihre Kehrseite.

Das Naturschutzforum Deutschland (NaFor) sieht genau darin das Problem. Denn wer hole die Genehmigung ein, wenn öffentliche und private oder vereinseigene Flächen nebeneinander liegen und leicht verwechselt werden können? Schon der Begriff „Mundraub“ verharmlose die Situation, wenn sich dadurch immer wieder Personen berechtigt sähen, Obstbaumwiesen zum Teil oder komplett abzuernten, ohne zu fragen und obwohl die Eigentümer das Obst selbst verwerten möchten. Dann sei das Diebstahl fremden Eigentums.

Es sind Beispiele bekannt, wo sich Nachbarn und Besucher keinesfalls an das Prinzip der „Handvoll“ halten, gegen das kaum jemand etwas einzuwenden hätte, ganz ähnlich wie das  in der Naturschutzgesetzgebung begrenzte Pflücken eines kleinen Hand-Blumenstraußes. Inzwischen glauben sich manche im Recht, wenn sie mit PKW auf die Flächen fahren und abernten, was die Transportbehälter fassen können. Damit entgehen nicht selten Vereinen und anderen Flächeneigentümern die Möglichkeit der Eigenverwertung, zum Beispiel für die Vermostung zu Apfelsaft. Dadurch kommt es zu Verlusten von Hunderten und Tausenden von Euro, Einnahmen, die von Naturschutzvereinen dringend benötigt werden.

Angesichts der rapide zurückgehenden Saumbiotope wird nicht geerntetes Fallobst durch wildlebende Tiere verwertet – und sei es als Notfutter im Winter, auch wenn es fault und nicht sauber aussieht. Am besten ist es, wenn neue Obstbaumwiesen und früchtereiche Wildbrachen eingerichtet werden   – wo auch immer – , die auch Spaziergängern die Möglichkeit zum maßvollen Probieren geben. Das NaturschutzForum Deutschland ruft deshalb dazu auf, anstelle von „Mundraub“-Aktivitäten weitere Obstbaumwiesen einzurichten oder aber Wildkräutern auf eigenen Brachflächen freien Lauf zu lassen und die Samenreife zu ermöglichen.

Remmer Akkermann