Robinienforste sind kein Wald-Ersatz

Botanischer Verein HamburgHamburg, 24.05.2007. Einerseits bauen Forstplaner für die wärmer werdende Zukunft auf die trockenheitsresistenten Robinien- andererseits ist gerade diese Baumart geeignet, selten werdende und bedrohte Lebensräume zu gefährden. An den Hängen der Oder wurden sie in größerem Maßstabe gepflanzt. An der Elbe hat man z.B. an den Boizenburger Steilhängen damit experimentiert. Dies hat zur Folge gehabt, dass sich die Waldvegetation stark verändert hat und stickstoffliebende Pflanzen wie Knoblauchrauke, Kleblabkraut und andere überhand genommen haben. Die Ursache liegt in der Fähigkeit, Stickstoff durch Wurzelsymbionten aufzunehmen und diesen mit den rasch zersetzbaren Blättern im Herbst dem Boden zuzuführen.Dadurch verschwinden konkurrenzschwächere Arten aus den Robinienforsten. Ob darüber hinaus Wurzelausscheidungen der Robinie anderen Pflanzen das Leben schwer machen können, ist Gegenstand von Untersuchungen. Beim Ausreißen der Wurzeln nimmt man wenigstens einen durchdringenden Geruch wahr, der auf unangenehme Inhaltsstoffe hindeutet.

Lichtliebende Arten magerer Standorte wie Küchenschellen, Adonisröschen oder Graslilien verschwinden, wo die Robinien sich ausbreiten. Diese Ausbreitung geschieht vor allem durch unterirdische Ausläufer, die in einem Jahr über einen Meter weit vordringen können. Sägt man den Stamm ab, so wird die Ausschlagfähigkeit des Baumes angeregt und es kommt zu heftigem Neuaustrieb, ähnlich wie bei der Zitterpappel. Wo offene Böden vorhanden sind, können auch die Sämlinge beobachtet werden.

Daher bestehen bei Naturschützern schwere Bedenken dagegen, den Robinien-Anbau wieder aufzunehmen. Sinnvoller erscheint es, aus den heimischen Laubbaumarten diejenigen Formen herauszufinden, die der Trockenheit besser widerstehen, statt riskante ökologische Groß-Experimente mit einem problematischen Neophyten zu unternehmen. Die bei uns heimischen Laubbaumarten haben eine hohe genetische Variabilität. Sie ist Grundlage für die Anpassungsfähigkeit der Arten an die jeweiligen Umweltbedingungen. Es ist daher zu hoffen, dass sich auch bei unseren heimischen Laubbaumarten Rassen finden lassen, die an veränderte klimatische Bedingungen angepasst sind. Das erfordert etwas Geduld und Vertrauen in die Fähigkeiten, die die Evolution den Bäumen in ihr Erbgut gelegt hat.

Horst Bertram