NaturschutzForum Deutschland sieht Handlungsbedarf ohne Zeitverzug
Wardenburg. Im Rahmen der UN-Dekade Biologische Vielfalt wird zur Wiederherstellung, Erhaltung und Pflege von Ökosystemen aufgerufen. Als ein wichtiges Beispiel hält es das NaturschutzForum Deutschland (NaFor) für lange überfällig, die im öffentlichen Eigentum stehenden Wegränder und andere Saumbiotope wiederherzustellen, sollten sie zu Unrecht durch Anlieger in Anspruch genommen worden sein. Das sind auch keine Einzelfälle, so ein Sprecher der Naturschutz-Dachvereinigung. Vielmehr gäbe es zahlreiche Flächeneigentümer, die das der Allgemeinheit gehörende fremde Eigentum zugunsten eigener Wirtschaftsinteressen unter den Pflug nähmen.
Davon betroffen sind verschiedenste Grenzflächen. So gibt es zum Beispiel ehemalige Schaftriften, die ursprünglich bis zu 30 Meter Breite aufwiesen und heute auf eine nur für einen Trecker befahrbare Breite verschmälert worden seien. Es bleibe dann kein Platz mehr für Ruhestreifen aus Wildkräutern und Gebüschen. Deren Blütenangebot, Samen- und Fruchtphasen seien aber elementare Grundlage für bestäubende Fluginsekten und die damit zusammenhängenden Nahrungsnetze.
Flächeneigentümern müsse klar sein, so das NaturschutzForum, dass öffentliche Flächen gerade zu Brut- und Überwinterungszwecken nicht verändert werden dürfen. Im Gegenteil, jede ökologisch rücksichtsvolle und vorausschauende Bewirtschaftung qualifiziert die Anlieger, bei der Vergabe von EU-Fördermitteln verstärkt berücksichtigt zu werden. Gemeinschaftsaktionen von Naturschutzvereinen und Landschaftspflegeverbänden mit naturschutzrelevanten Behörden, Unterhaltungs- und Realverbänden und Wegegenossenschaften, Landvolk, Landfrauen, Jägern und Fischern, aber auch allen anderen Vereinen sowie Interessierten wie Feuerwehr und THW werden vom NaFor aufgerufen, sich auch gemeinschaftlich um die Wiederherstellung von Wegerandstreifen zu kümmern.
Naturschutz basiert primär auf Flächenschutz. Also lautet die Devise, alles illegal in Nutzung Genommene aus der Bewirtschaftung herauszunehmen und als Brache liegen zu lassen. Damit werde die natürliche Wiederbesiedlung durch Wildkräuter und Stauden gefördert. Einzelmaßnahmen wie Blühstreifen und Lerchenfenster können das nicht ausgleichen. Die Natur organisiert sich über viele Quadratkilometer wiederhergestellter Wegrand-Flächen selbst. Was zu tun ist, zeigen bundesweit viele gute Beispiele.
Mehr zum Thema siehe folgende Links von NaFor und Mitgliedsvereinen:
Schmaler Feldweg, eingeengt zwischen Äckern. Randstreifen und Hecken fehlen. In dieser agrarindustriellen Wüste ist für Insekten und bodenbrütende Vögel kein Platz. Sofern öffentlicher Grund und Boden unzulässigerweise genutzt werden, ist die natürliche Wiederansiedlung zu fördern. Das sollte eigenverantwortlich geschehen. Diese „Renaturierung“ kann auch in Gemeinschaftsaktionen zügig umgesetzt werden. Foto: BSHnatur
Mit bis zu neun Zentimetern Länge gehört der Hirschkäfer zu den größten heimischen Käferarten und ist auch von Laien gut zu erkennen – darauf bauen das Biodiversitätszentrum Rhön (BioZ) im Bayerischen Landesamt für Umwelt (LfU), die Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) sowie der Verein Hirschkäferfreunde Nature Two e.V. Sie wollen sich ein genaues Bild von der Verbreitung dieses gefährdeten und naturschutzfachlich bedeutsamen Käfers in Franken machen und setzen dabei auf die Unterstützung der Bevölkerung. Wer einen Hirschkäfer entdeckt, kann seinen Fund bis 31. August 2022 online melden.
Wo sich die Suche nach dem imposanten Käfer lohnt, verrät ein Blick auf seine Lebensweise. Als Brutstätte und Nahrungsquelle für seine Larven benötigt der Hirschkäfer besonntes Totholz mit Bodenkontakt, das bereits stark zersetzt ist. Besonders beliebt sind morsche Baumstümpfe von Eichen und anderen Laubbäumen. Die erwachsenen Käfer ernähren sich dagegen von Baumsaft, der aus Baumwunden austritt, oder reifen Früchten.
Diese Voraussetzungen findet der Hirschkäfer vor allem in lichten Wäldern und an Waldrändern, aber auch im Siedlungsbereich: Nicht selten kommt er in Gärten, Streuobstwiesen, Parks, Alleen und anderen sonnigen Orten mit alten Baumbeständen vor, aber auch ein vergessener Brennholzstapel kann als Brutplatz dienen.
Die höchsten Chancen, die nachtaktiven Tiere fliegen oder krabbeln zu sehen, bestehen an schwülwarmen Abenden während ihrer Flugzeit von Mitte Mai bis Ende Juli. Die Männchen lassen sich leicht anhand ihres namensgebenden, geweihartigen Oberkiefers identifizieren. Ihre Körpergröße schwankt zwischen 3,5 und beeindruckenden 9 Zentimetern. Hirschkäferweibchen sind dagegen mit einer Länge von 3 bis 5 Zentimetern deutlich kleiner und verfügen über einen wesentlich weniger ausgeprägten Oberkiefer. Kennzeichnend sind auch die schwarzbraune Grundfarbe sowie das rotbraune Schimmern der Flügeldecken. Wer das Glück hat, einen Hirschkäfer zu entdecken, darf diesen keinesfalls der Natur entnehmen. Sie gelten in Bayern als stark gefährdet und sind gesetzlich geschützt. Unter www.hirschkaefer-suche.de können Interessierte bis zum 31. August 2022 ihre Beobachtungen mit Angabe von Fundort und Funddatum melden – am besten mit einem Foto des Käfers.
Der aus der Baumwunde austretende, rötliche Baumsaft dient dem Hirschkäferpärchen als Nahrung. Quelle: S. Finnberg
Hinweis: Für Meldungen von Fundorten sind die Naturschutzbehörden bei den Bezirksregierungen (soweit vorhanden), Landkreisen und kreisfreien Städten sowie die Landesämter (Landesbetriebe) für Naturschutz zuständig.
Das NaturschutzForum Deutschland unterstützt die Forderungen der Agrar-Plattform, Leistungen für das Gemeinwohl anstelle pauschaler Flächenprämien besser zu honorieren
Kaiserslautern. Unter Federführung des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND) und der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) e.V. wurde im Namen zahlreicher in der Agrar-Plattform zusammengeschlossener Verbände die Überarbeitung und Erweiterung des am 21. Februar 2022 durch die Bundesrepublik Deutschland eingereichten GAP-Strategieplanes gefordert. Auch das NaturschutzForum Deutschland e.V. (NaFor) unterstützt den Forderungskatalog. Mit dieser Initiative soll eine in den Zielen von Naturschutz, Tierschutz und Ernährungssicherheit besser aufeinander abgestimmte Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) in Deutschland für die kommende Förderperiode 2023-2027 umgesetzt werden. Mit allem Nachdruck lehnen es die Verbände ab, dass ihre Interessen gegeneinander ausgespielt oder umweltpolitische Gewichtungen aufgeweicht werden. Denn künftig muss gemeinsam stärker dafür eingetreten werden, dass die Naturschutzgebiete auf mind. 10% der Landesfläche erweitert werden, dass Tierzahlen und Nährstoff-Überschüsse abgebaut und die Agrarbetriebe nach ökologischen Leistungen und nicht nach Flächengröße honoriert werden. Das bedeutet eine deutliche finanzielle Umwidmung zugunsten der Direktzahlungen auf 25 (statt bislang 23) Prozent in die 2. Säule für ökologisch erbrachte Leistungen. Mit den damit jährlich zusätzlich verfügbaren Mitteln von etwa 90 Millionen EUR ließen sich ökologische Maßnahmen gezielter und nachhaltig fördern, statt pauschale Grundprämien nach Betriebsgröße zu zahlen. Betroffen wären zum Beispiel die Weidehaltung von Milchkühen, der Umbau von Tierställen, die Förderung alter Arten und Sorten (mehr Biodiversität) und die Anlage sowie langjährige Pflege von Biotopverbundsystemen.
Naturschutzforum fordert eine Kompensation auch kleinerer Flächen
Norden. Seit Jahrzehnten bedienen sich bestimmte Kommunen bei Flächenbedarf für andere Planungen der (teilweisen) Löschung von Schutzgebieten. Betroffen sind oft kleinflächige Landschaftsschutzgebiete, durch die Dürre der letzten Jahre trockengefallene Flächen oder auch ältere Landschaftsschutzgebiete, wie z.B. die in den 30er Jahren gem. Reichsnaturschutzgesetz ohne spezifische Angaben zum Biotopcharakter unter Schutz gestellten Areale. Argumentiert wird damit, dass die oft geringen Flächengrößen der LSGs (0,2 bis 21,2 ha), verglichen mit dem statistischen Landesdurchschnitt laut NLWKN von 805 ha, einen Landschaftsschutz nicht rechtfertigen. Auch die Abwesenheit von Rote-Liste-Arten wird als Argument zur Löschung hinzugezogen.
Das Naturschutzforum Deutschland (NaFor) hält diese schon seit Jahrzehnten zu beobachtende Praxis für nicht akzeptabel und kritisiert, dass es sich manche Kommunen zu leicht machen, wenn sie diese LSG-Flächen als Vorhalteflächen für andere Funktionen betrachten. Je kleiner die Flächen, umso eher naht das Ende, manchmal mit dem Hinweis, dass kleine Temporärgewässer beispielsweise gem. § 30 BNatSchG doch ohnehin gesetzlich geschützte Biotope seien. Nur wird dieser Schutzstatus anders als der Landschaftsschutz nirgendwo öffentlich gekennzeichnet. Hinzu kommt, dass die Löschung kleiner LSGs häufig nicht kompensiert wird, sondern Flächen ohne Ausgleich und Ersatz aus dem Schutzstatus herausgenommen werden. Oft dürften auch wirtschaftliche Interessen von Anliegern oder politischen Entscheidungsträgern den Löschungsdruck erhöhen.
Der Wert jahrzehntealter Schutzgebiete mit extensiver Bewirtschaftung oder als sich selbst überlassenen Ruhezonen liegt vor allem auch in der ungestörten Entwicklung des Bodenlebens mit Entstehung natürlicher Nährstoffkreisläufe. Vorrangiges Ziel muss es daher sein, diese Flächen zu erhalten. Lässt sich eine Löschung von Schutzgebieten nicht vermeiden, dann sollte die Kompensation mit einer nach Größe und Funktion vergleichbaren Fläche in unmittelbarer Nähe zur allgemeinen Praxis werden. Ursprünglich wurden Kompensationen bis zum Doppelten der in Anspruch genommenen Fläche auferlegt. Inzwischen wurde das auf 1:1 oder darunter reduziert.
Nach Auffassung von NaFor sind Berechnungsmodelle zur Kompensation wie das Osnabrücker Modell nur bedingt hilfreich. Denn die Vergabe von Punkten zum Ausgleich ökologischer Wertigkeiten hilft dann wenig weiter, wenn die Bestandsaufnahmen lückenhaft sind oder zum Beispiel eine Orchideenwiese durch Neuanpflanzungen von Gehölzen ausgeglichen wird, zumal noch nicht einmal garantiert werden kann, dass diese sich dann auch planmäßig entwickeln.
An die Adresse von Genehmigungsbehörden appelliert das NaFor deshalb, den Gesamtbestand an geschützten Flächen möglichst unangetastet zu lassen oder aber durch angemessene Hilfsmaßahmen zu regenerieren.
Zur Löschung vorgesehene LSG-Fläche zugunsten einer Erweiterung von Stellplätzen für Reisemobilde. Als Ausgleich sind Blühstreifen und eine Wiese vorgesehen (mit erfahrungsgemäß unsicherer Zukunft). (Quelle: Landkreis Osnabrück, Fachdienst Umwelt 2022)
Professor Dr. rer. nat. Helmut J. Schmidt zum Präsidenten gewählt
Kaiserslautern. Auf der virtuellen Jahresvertreterversammlung am 11. Januar wurde Professor Dr. rer. nat. Helmut J. Schmidt einstimmig als neuer Präsident von NaFor gewählt. Sein Studium der Biologie und Chemie in Münster und Vancouver/Kanada schloss er mit der Promotion und Habilitation in Zoologie ab. Dem Ruf auf eine Professur für Ökologie (Schwerpunkt molekulare Ökologie) folgte er an die TU Kaiserslautern. Hier wurde Helmut Schmidt für 18 Jahre und drei Amtszeiten zum Präsidenten gewählt. Auch war er Präsident der Deutschen Gesellschaft für Protozoologie und für 10 Jahre der Vorsitzende des Obersten Beirats für Landespflege am Umweltministerium Rheinland-Pfalz. Heute engagiert er sich u.a. für den Biotopschutz an seinem zweiten Wohnort in Ostermarsch / Ostfriesland.
Als Präsident von NaFor wird sich Helmut Schmidt künftig dafür einsetzen, die ökologischen Belange als bedeutender Teil der Naturschutz- und Klimapolitik von NaFor im Rahmen der gegebenen Möglichkeiten gemeinsam mit den Mitgliedsverbänden voranzutreiben.
Der bisherige Präsident Prof. Dr. Remmer Akkermann (BSH Wardenburg/Oldb.) war aus Altersgründen zurückgetreten. Seine Kandidatur als Vizepräsident von NaFor erfolgte anschließend. Remmer Akkermann teilte mit, dass er die Verbandsarbeit, im Besonderen die Aktivitäten seines Nachfolgers, bestmöglich unterstützen werde. Er dankte allen Mitgliedern für die langjährige Zusammenarbeit, darunter auch der Bundesgeschäftsführerin Dr. Martine Marchand (Bremen) und der Pressereferentin Miriam Buhl (Hamburg). Frau Dr. Kerstin Elbing (VBIO Berlin) dankte Akkermann im Namen der anderen Mitgliedsvereine und Fachvertreter für seine 20-jährige Tätigkeit bei NaFor.
Das NaturschutzForum Deutschland (NaFor) ist ein Zusammenschluss von Natur- und Umweltschutzvereinigungen, die bei Vorgängen nach dem Bundesnaturschutzgesetz und Bundesimmissionsschutzgesetz beteiligt werden und zu Planverfahren eine Stellungnahme abgeben möchten. Das wird auch daraus ersichtlich, dass NaFor als Dachverband mit einer bundesweiten Zuständigkeit in der vom Bundestag geführten Liste der anerkannten Verbände eingetragen ist. Mitglied können Vereine werden, die satzungsmäßig ähnliche Ziele zugunsten von Natur und Landschaft verfolgen – nachzulesen unter: https://www.nafor.de/satzung/. Der Jahresbeitrag ist minimal, was sich daraus erklärt, dass die Verwaltung ehrenamtlich arbeitet.
Prof. Dr. rer. nat. Helmut J. Schmidt. Foto: View/TUK, Reiner Voss
Die Umweltverträglichkeit von Windenergieanlagen wird vor allem entlang der Leitungstrassen ein wichtiges Thema sein. Foto: BSHnatur
Wer nach Lurchen oder Amphibien gefragt wird, denkt wohl zuallererst an Laubfrösche, Grasfrösche und Erdkröten, vielleicht auch an Molche wie Teich- und Kammmolche. Unter den Kröten kommen im Nordwesten auch die Kreuzkröten noch gelegentlich vor. Diese bevorzugen sandige Gebiete wie auf alten Dünen sowie Abbaugebiete zur Sandgewinnung neben binsenbewachsenen Wassertümpeln, wo die doppelten Laichschnüre abgelegt werden. Wenig bekannt ist dagegen die Knoblauchkröte. Auch auf diese heimliche Bewohnerin unserer Wasserlandschaften aufmerksam zu machen, ist das Verdienst der Deutschen Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde e.V. (DGHT) mit ihren Aktionsvorschlägen von Andreas Nöllert sowie den Vollzugshinweisen zum Schutz von Amphibien- und Reptilienarten in Niedersachsen von Richard Podloucky (NLWKN, s.S.4). Hier sind wichtige Angaben zur Biologie und zu den Lebensraumansprüchen dieser Art zu finden, die zum besseren Verständnis beitragen.
Naturschutzforum Deutschland begrüßt die Vorgaben zu Umwelt- und Naturschutz
Berlin. Natur- und Umweltschutzorganisationen haben weltweit und jahrzehntelang vor dramatischen Veränderungen gewarnt, wie sie inzwischen eingetreten sind. Denn der Schutz der Biosphäre, der Erhalt ungestörter Ruhezonen, die Funktionsfähigkeit von Chlorophyll und der Verzicht auf synthetische Stoffe, die verdrängen, vergiften oder aufheizen, sind Grundbedingungen für das Überleben des Menschen. Alle anderen Gesichtspunkte müssen sich dem unterordnen. Daraus ergibt sich auch das Primat von Natur- und Artenschutz vor den Maßnahmen des Menschen-zentrierten Umweltschutzes. Natur und Landschaft benötigen uns Menschen nicht, wohl aber sind wir abhängig vom Wohlergehen der Gesamtheit aller wildlebenden Pflanzen- und Tierarten, einschließlich der landwirtschaftsrelevanten alten und modernen Nutztiere und Kulturpflanzen.
Diese vorangestellten Grundsätze zeigen, dass alle Nutzer von Boden, Wasser und Luft sich rücksichtsvoll verhalten und ihre Tätigkeiten entsprechend ständig mit der Naturverträglichkeit abstimmen müssen. Um das zu erreichen, bedarf es dringend entsprechend entschlossener Programme im politischen Bereich – und zwar auf allen gesetzgebenden Ebenen, von jener der Städte und Gemeinden über die Länder bis hin zu den Bundes- und EU-Einrichtungen. Derartige Programme zügig umzusetzen, wurde leider jahrzehntelang zu langsam oder gar nicht betrieben. Denn Natur-, Klima- und Artenschutz wurde viel zu lange nicht als existentiell bedeutsame Querschnittsaufgabe gesehen und entsprechende Initiativen fanden unter Politikerinnen und Politikern sowie in Gremien keine Mehrheiten. Nun drängt die Zeit und es muss gemeinsam und schneller gehandelt werden. Nach Auffassung des NaturschutzForums Deutschland (NaFor) müssen alle naturschutzrelevanten Entscheidungsträger zusammenarbeiten, ohne traditionelle Vorbehalte und Meinungsverschiedenheiten weiter auszutragen.
Dieser Dringlichkeit von Natur-, Klima- und Artenschutz trägt der Koalitionsvertrag der SPD, Grünen und FDP im neugewählten Bundestag nach erster Einschätzung des NaturschutzForums vollauf Rechnung. Schon der Umfang der Ausführungen zu umweltrelevanten Themen zeigt dies. Die Kapitel „Umwelt- und Naturschutz“ sowie „Landwirtschaft und Ernährung“ umfassen 12 Seiten. Erfreulich ist aus Sicht von NaFor, dass das Auslaufmodell Atomindustrie nur auf etwa einer halben Seite Erwähnung findet. Denn trotz Klimakrise und dringend nötiger CO2-Reduktion rechtfertigen die fatalen Auswirkungen des ungelösten Atommüll-Problems auf zukünftige Generationen keine weitere Unterstützung dieser Technik.
Titelseite des Koalitionsvertrages von SPD, Grünen, FDP
Sollte die künftige Regierung den 177 Seiten umfassenden Koalitionsvertrag mit dem Namen „MEHR FORTSCHRITT WAGEN“ in die politisch-gesetzgeberische Tat umsetzen, so stehen der bundesdeutschen Bevölkerung maßgebende zukunftsorientierte Veränderungen im täglichen Leben ins Haus. Die Gewinnung alternativer Energien aus den Kategorien Windkraft, Erdwärme, Wasserstoff, norwegischer Wasserkraft und Solar sollen intensiv und beschleunigt mit entsprechenden Leitungen ausgebaut werden. Aus Sicht des NaturschutzForums sollten allerdings in Deutschland Solaranlagen primär auf den Dächern installiert werden und wegen des Flächenbedarfs nicht als Großanlagen im Außenbereich entstehen. Auch bei der Biogasgewinnung auf der Grundlage von Mais müssen aus NaFor-Sicht Beschränkungen her. Denn die Ausbringung der Güllereste aus diesen Anlagen beeinträchtigt das aerobe Bodenleben erheblich. Die humusbildende Mesofauna (aus z.B. Hornmilben und Regenwürmern) ist dringend zu erhalten, um die Bodenfruchtbarkeit nicht langfristig zu gefährden.
In allen Ministerien muss der Natur-, Klima- und Artenschutz als Querschnittsaufgabe angesehen werden. Alle Gesetzesentscheidungen müssen mit diesen Zielen vereinbar sein. Angesichts des Vorschlags, das Ministeramt Steffi Lemke aus Dessau (Sachsen-Anhalt, Sitz des Umweltbundesamts) zu übertragen, sind die Aussichten auf Realisierung nicht gering. MDR.de meldet am 26.11.2021, Lemkes Herzensthema sei der Artenschutz, und zitiert aus ihrem Wahlkampf: „Sollte ihre Partei nach der Bundestagswahl mitregieren, sagte sie damals, wolle sie ein milliardenschweres Renaturierungsprogramm auflegen. Deutschland habe international schließlich eine ‚besondere Verpflichtung‘ für den Erhalt von Biotopen, erklärt Lemke. Der Artenschutz sei zudem eng mit dem Klimaschutz verbunden. Umso wichtiger sei es ihr, dass der Transformationsprozess in der Strukturwandelregion … gut gelinge. Aber auch, dass die Menschen vor Ort mitgenommen würden und ein sozialer Ausgleich geschaffen werde.“
Das Naturschutzforum Deutschland sieht zahlreiche Inhalte seiner eigenen satzungsmäßigen Ziele im Koalitionsvertrag der drei Parteien verwirklicht. Der Vertrag bringt zum Ausdruck, dass die gesamte Bevölkerung aufgerufen ist, ihre Zukunft im jeweiligen Einflussbereich selbst mitzugestalten – bei der Arbeit ebenso wie im Privaten, gleich ob Alt und Jung, wo auch immer in Deutschland zu Hause – getragen von der „Zuversicht, dass dies gemeinsam gelingen kann“ (Präambel des Koalitionsvertrages).
Das Naturschutzforum Deutschland unterstützt alle Bestrebungen der neuen Regierung, den anvisierten Fortschritt im Verbund mit möglichst vielen Mandatsträgern zu wagen.
Prof. Dr. Remmer Akkermann, Präsident und
Dr. Martine Marchand, Bundesgeschäftsführerin
Schützenswerte Natur und Landschaft in Deutschland Fotos: BSHnatur
Der Vegetationskundler Rainer Buchwald (Universität Oldenburg) einstimmig gewählt
Wardenburg. Das NaturschutzForum Deutschland (NaFor) unterhält im niedersächsischen Wardenburg südlich von Oldenburg eine Bürogemeinschaft mit dem Mitgliedsverband Biologische Schutzgemeinschaft Hunte Weser-Ems (BSH). Wichtige Dokumente aus der Verbandsbeteiligung werden im Bereich Ökologische Planung, Erneuerbare Energien und Geographische Informationssysteme (GIS) der Uni Oldenburg archiviert, ebenso im Niedersächsischen Landesarchiv-Abt. Oldenburg. Das spart Verwaltungskosten und sorgt darüber hinaus für eine öffentliche Verfügbarkeit der Dokumente, während sich NaFor auf seine Funktion als koordinierender Dachverband konzentrieren kann.
Beim Mitgliedsverband BSH standen anlässlich der jüngsten Mitgliederversammlung in Wardenburg Vorstandswahlen an. Fünf Vorstandsmitglieder wurden dabei verabschiedet, die die BSH in 45 Jahren mitgestaltet haben, darunter der Vorsitzende Prof. Dr. Remmer Akkermann, seine Stellvertreterin Dr. Ursula Biermann und Prof. Dr. Heiko Brunken sowie Stefanie Gronewold und Heike Loschinsky. Diese konzentrieren sich nun auf ihre weiteren Aufgaben, z.B. in Naturschutzstiftungen, im Rahmen der Förderung von Biotopverbundsystemen, der Tätigkeiten in einem botanischen Zentrum, einem Planungsbüro sowie der Kooperation mit brasilianischen Institutionen.
Zum neuen Vorstand gehören nunmehr mit Dr. Rainer Buchwald ein Professor für Vegetationskunde und Naturschutz (Oldenburg), spezialisiert auch als Libellenkundler, der Immissionsexperte und Gewerbelehrer Uwe Behrens (Amelhausen), die Juristin May Brandt (Berlin) sowie die drei Beisitzerinnen Dr. Sabine Baumann (Biologin aus Wardenburg), Sina Ergezinger (M.Sc. Wasserwissenschaften, Minden), Dr. Sarah Paschelke (Pädagogin, M.A., Sandkrug). Als ehrenamtliche Geschäftsführerin und Kassenwartin erhielt die Biologielehrerin und Kommunalparlamentarierin Christiane Lehmkuhl ein einstimmiges Votum.
Zukünftig soll der Schwerpunkt der BSH-Arbeit – auch in Rücksprache mit NaFor – auf fachlich qualifizierten Einzelveranstaltungen ohne Terminzwänge liegen. Die Kooperation mit befreundeten Verbänden soll weiterhin bestehen bleiben, um Fachveranstaltungen einem in regionaler Breite interessierten Publikum anzubieten. Die gemeinsame Herausgabe von Merkblättern, Ökoporträts und der Reihe „Norddeutsche Biotope“ soll unregelmäßig in Printform und im Internet fortgeführt werden. Noch in diesem Jahr erscheint eine Kurzdarstellung zur Knoblauchkröte, aufzurufen unter www.nafor.de sowie www.bsh-natur.de , zu erreichen unter verwaltung@nafor.de
BSHnatur
Der neugewählte Vorstand des NaFor-Mitgliedsverbandes BSH – von links: Dr. Sarah Paschelke, Uwe Behrens, Prof. Dr. Rainer Buchwald, May Brandt, Christiane Lehmkuhl, Dr. Sabine Baumann, Sina Ergezinger. [Foto: BSHnatur]
Vom 18. bis zum 21. November 2021 werden im Museum Alexander Koenig die Bonner Tage der Biodiversität stattfinden. Das vorläufige Programm wurde jetzt bekanntgegeben. Die Veranstalter teilen dazu folgende Links mit:
Die Folgen des Klimawandels haben in den vergangenen Jahren deutliche Spuren in Deutschlands Wäldern hinterlassen. Die starken Stürme in den Jahren 2017 und 2018, die extreme Dürre und Hitzewellen in den Jahren 2018 bis 2020 sowie die massenhafte Vermehrung von Borkenkäfern haben zu massiven Waldschäden geführt, heißt es in einer Unterrichtung der Bundesregierung (19/31700) zum Waldbericht 2021.
Demnach weisen nahezu alle Hauptbaumarten sogenannte Vitalitätseinbußen und Schadsymptome auf. Vor allem Fichten auf schlecht mit Wasser versorgten Standorten sterben großflächig ab. Auf Grundlage einer Länderabfrage mit Stand 31. Dezember 2020 sei von einer geschädigten Waldfläche von insgesamt 277.000 Hektar auszugehen, die wieder bewaldet werden müsse.
Durch die zum Teil erheblichen Schäden seien in einigen Regionen die Waldbestände und damit wichtige Waldfunktionen, wie der Erhalt von Wasser- und Bodenschutz, aber auch die Klimaschutzwirkung und die Kohlenstoff-Senkenfunktion erheblich beeinträchtigt, heißt es weiter.
Der Bericht bietet auf 57 Seiten einen Überblick über die Situation des Waldes in Deutschland, thematisiert die Waldschäden der Jahre 2017 bis 2021, führt die national getroffenen Maßnahmen zur Waldpolitik auf und stellt darüber hinaus die internationale und europäische Waldpolitik Deutschlands dar.