Dank des Naturschutzes an Loki Schmidt

Pflanzen mit wachen Augen als Geschenk sehen !

Dank des Naturschutzes an Loki Schmidt (91)

Hamburg. Loki Schmidt hat sich lebenslang für den Schutz der heimischen Flora eingesetzt, auch schon zu einer Zeit, als es keine besondere Beachtung mehr fand, die heimischen Pflanzen und weltweite Vegetation mit dem Blick für die einzelnen Arten und individuellen Standorte zu bestimmen und zu erhalten. Während sich die Biologen vieler Hochschulen mehr um die Erforschung von Wattenmeer und Mangroven kümmerten und die molekularbiologischen Arbeitsrichtungen ausbauten, stand hier eine der letzten Volksschullehrerinnen „ihren Mann“, um unablässig darauf aufmerksam zu machen, dass die binnenländische Flora -und die damit vergesellschaftete Fauna- einen ebenso hohen Stellenwert haben wie die Laborbiologie oder Didaktikforschung, die zwar Organismen benötigen, die ganze Bandbreite aber oftmals gar nicht kennen oder gar mit Fingerzeig auf die deskriptiven Biologen für verzichtbar halten und das exemplarische Prinzip favorisieren.

Historische Dokumente der ursprünglich in einer Region vorkommenden Arten verdanken wir vielfach den damaligen Kulturträgern in Dorf und Stadt – und das waren mehrheitlich Lehrer wie Loki Schmidt (sie war von 1940-1972 im Schuldienst), Pastoren und Apotheker, nicht selten auch Autodidakten wie jene im Nordwesten: Franz Buchenau, Gerhard Hesselbarth, Karl Koch, Walter Koste, Wilhelm Meyer, Heinrich Sandstede, und Paul Tom Diek. Sie waren (inter-) national bekannte Experten auf Gebieten wie Moose, Flechten, Makroflora, Rotatorien, Käfer, Schmetterlinge oder Vögel – Menschen, von deren Wissen heute noch zahlreiche wichtige Schriften sowie Herbarien und zoologische Sammlungen aller Art, die in den Museen lagern, zeugen.

Der Blick fürs Detail und die Erinnerung an die Pflanzenvorkommen in zurückliegender Zeit zeichneten die am 21.Oktober Verstorbene aus. So stellt sie im Vorwort zum jüngst erschienenen Hamburger Pflanzenatlas fest:

„Wo gibt es in Hamburg noch Lungen-Enzian und Wilde Tulpe? Als ich dies Buch zuerst in die Hand nahm, habe ich sofort nach diesen Pflanzen gesucht. Der Lungen-Enzian wächst fast nur noch in meiner Nachbarschaft im Norden Hamburgs. Das hat mich ein wenig erschrocken gemacht, denn ich kannte ihn aus meiner Jugendzeit von vielen anderen Stellen. Aber es gibt ihn noch und er gedeiht… Schon vor über hundert Jahren haben Hamburger Volksschullehrer eine Bestandsaufnahme der Pflanzenwelt Hamburgs gemacht, nach der ich manches gesucht und auch gefunden habe. Dieser neue Atlas ist Verdienst des Botanischen Vereins zu Hamburg und seiner engagierten Mitglieder.“

Wer die Zukunft bewältigen will, muss wissen, wie die Flora und Fauna vor unserer Zeit aussah. Und dazu tragen die Artenkenner unter uns wesentlich bei. Ihrer steten Arbeit ist es zu verdanken, dass die Veränderungen in der Natur, ob durch direkten Eingriff, durch Seuchenzüge wie bei der Vogelgrippe oder über sich veränderndes Klima, in der Dimension richtig eingeschätzt werden. Die nimmermüde Loki Schmidt war ein sehr verdienstvolles Vorbild für alle, deren Arbeit durch sie bestätigt wurde, denen angesichts mancher Missachtung Zweifel kamen oder für alle jenen jungen Menschen, denen sie mit verständlicher Sprache verdeutlichte, was überlebenswichtig ist.

Auch das NaturschutzForum Deutschland dankt Loki Schmidt anlässlich der heutigen Trauerfeier für ihr Lebenswerk, ihre Toleranz und Bestimmtheit beim Kurshalten in Sachen Schutz der Pflanzen und Natur als unser aller Lebensgrundlage.

Für das Präsidium von NaFor

Heiko Brunken – Remmer Akkermann – Miriam Buhl

 

Weiteres siehe: www.botanischerverein.de (Mitglied im NaFor)

Schmidt, L. (& Buhl, D., 2010): Auf dem roten Teppich und fest auf der Erde.- Hoffman und Campe (Lebenserinnerungen)

Poppendieck, H.-H., Bertram, H., Brandt, I., Engelschall, B. & von Prondzinski, J. (2010): Der Hamburger Pflanzenatlas von a bis z.- 568 S., Dölling und Galitz Verlag München, Hamburg (www.dugverlag.de)

Posche, U. (2010): Eine Jahrhundertliebe.- Stern 44, 30-51